Sofortprogramm gegen "Killerspiele"
In Deutschland werden die Kriterien im Jugendschutzgesetz für die Beurteilung von Gewaltszenen bei Computerspielen verschärft.
In Deutschland sollen Jugendliche ab dem nächsten Jahr wirksamer von Computer-"Killerspielen" fern gehalten werden. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen stellte am Dienstag in Berlin ein Sofortprogramm für eine deutliche Verschärfung des Jugendschutzes vor.
Demnach sollen die Produkte künftig schon dann für diese Altersgruppe tabu sein, wenn sie "gewalthaltig" sind. Bislang galt das nur für Spiele, die "gewaltverherrlichend" sind.
In der EU wird es vorerst kein einheitliches Verbot von gewaltverherrlichenden Videospielen oder Videos geben. Diese Entscheidung bleibt den EU-Staaten überlassen. Das Thema ist aber noch nicht vom Tisch: Es soll eine "schwarze Liste" geben.
"Klares Signal an Hersteller und Händler"
"Gewalt darf nicht belohnt werden in einem Computerspiel zum Beispiel, indem man den nächsten Level erreicht oder in dem Leben gesammelt werden", sagte von der Leyen.
Diese Spiele dürften nicht mehr im herkömmlichen Handel verkauft und auch nicht in der Werbung angepriesen werden. "Wer dieses dennoch tut, macht sich in Zukunft strafbar." Das sei ein klares Signal für Hersteller und Händler, sagte die Ministerin.
Warnhinweise auf der Packung
Händler und Kontrolleure sollen verbotene Spiele außerdem leichter entdecken können. Ähnlich deutlich wie die Warnungen auf Zigarettenpackungen solle es auf den Spielen klare Hinweise geben, für wen sie verboten oder gefährlich seien, sagte die CDU-Ministerin.
50.000 Euro Bußgeld
Die Kassen in den Geschäften sollten so umgerüstet werden, dass sie beim Verkauf eines der fraglichen Spiele ein Signal geben. Wer die Spiele dennoch an Kinder unter 18 Jahre abgebe, müsse mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro rechnen.
In der Diskussion über gewaltverherrlichende Spiele meldete sich vor kurzem auch die Wiener ÖVP mit der Forderung nach einem Medien-Kontrollgremium für Wien zurück.
Verabschiedung bis Jahresende
Das Sofortprogramm soll der Ministerin zufolge noch vor der Sommerpause vom Bundeskabinett gebilligt und bis zum Jahresende in Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden. Sie gehe davon aus, dass die Länder keine grundlegenden Widerstände hätten.
Die Debatte über die "Killerspiele" war durch den Amoklauf eines 18-Jährigen an einer Schule im deutschen Emsdetten im vergangenen November wieder angeheizt worden. Der Jugendliche war mit einer schwarzen Sturmhaube getarnt in das Gebäude gestürmt und verletzte elf Menschen, bevor er sich dann selbst tötete. Davor soll er sich auch mit "gewaltverherrlichenden" Computerspielen beschäftigt haben.
(futurezone | AFP | Reuters)