"Rabatt" für Klagen der Musikindustrie
Die US-Musikindustrie will offenbar die Klagen gegen vermeintliche Tauschbörsen-User "institutionalisieren". In einem Brief an die Internet Service Provider [ISP] versucht die RIAA die ISPs dabei als Hilfssheriffs in die Pflicht zu nehmen.
Seit mittlerweile einigen Jahren versucht die US-Musikindustrie, vertreten durch die RIAA [Recording Industrie Association], in regelmäßigen Abständen durch Klagen gegen unbekannt ["John Doe"] an vermeintliche Tauschbörsennutzer heranzukommen.
RIAA will Hilfe von den ISPs
Dabei kam es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten und auch extremen Fällen, bei denen etwa eine Mutter oder Großeltern einige tausend Dollar zahlen sollten, weil die Kinder Tauschbörsen benutzt haben sollen oder falsche Infos weitergegeben wurden.
In dem Brief an die ISPs, in dem auch das Feedback von bisherigen Fällen eingeflossen sein soll, legt die RIAA nun ihre zukünftigen Pläne dar. Einer davon ist ein besserer Kontakt mit den beklagten Parteien.
Auch die deutsche Musikindustrie will die Umsatzverluste des letzten Jahres mit einer Steigerung der Strafanzeigen gegen Tauschbörsennutzer um mindestens 20 Prozent im Jahr 2007 beantworten.
ISPs als Hilfssheriffs
Die ISPS sollen ihre Kunden demnach möglichst früh und umfangreich über die Absichten der Musikindustrie informieren - sobald eine Klage im Anrollen ist.
Die RIAA argumentiert, dass, je früher die notwendigen und passenden Infos weitergegeben werden, die Parteien sich auch schneller einigen könnten.
1.000 Dollar "Rabatt" möglich
Bis zu 1.000 Dollar "Rabatt" sei so für jeden einzelnen Verdächtigen möglich, und zwar dadurch, dass man sich vor einer möglichen Klage einige.
Allerdings stellt die RIAA für diese Möglichkeit eine Forderung an die ISPs: Sie sollen im Gegenzug die Logfiles für mindestens 180 Tage speichern.
"Service" statt Gericht?
Dahinter steckt anscheinend der Versuch, die ISPs über den "Servicegedanken" im Sinne ihrer Kunden zur Mitarbeit zu überreden. Allerdings würden die Fälle über diesen Weg auch an den Gerichten vorbeigeschleust werden, ohne dass die Beklagten auch nur die Möglichkeit erhalten, sich gegen die RIAA zu wehren.
Die österreichische Datenschutzkommission hat mit einer Empfehlung zur [Nicht-]Speicherung von dynamischen IP-Adressen an einen Internet-Provider bereits einen heimischen Präzedenzfall geschaffen. Bei Breitbandanschlüssen mit Flat Rate sei die Speicherung demnach gar nicht nötig.
ISPs sollen Infos liefern
Zudem werden die ISPs angehalten, die passende Information zu liefern. So beklagt die RIAA, dass ISPs bzw. deren Mitarbeiter den Rat gegeben hätten, Briefe der Musikfirmen einfach zu ignorieren oder falsche Kontaktdaten gegeben zu haben.
Auch bei der Ausforschung vermeintlicher Tauschbörsen-User sollen die ISPs mehr und sorgfältiger mitarbeiten, findet die RIAA.
RIAA will Logfiles haben
So sollen die ISPs ihre Logfiles besser kontrollieren und möglichst aktuelle Infos zum jeweiligen Kunden liefern, den die Musikindustrie gerade im Auge hat.
Am besten wäre es, die Logfiles ebenfalls auszuhändigen, meint die RIAA in ihrem Brief an die ISPs. Ansonsten müsse die RIAA zu den bereits bekannten Vorladungen ["Subpoenas"] greifen.
Demnächst, kündigte die RIAA weiters an, werde wieder eine neue Welle von Klagen auf ISPs und deren Kunden zukommen.
In diesem Jahr will die RIAA auch eine eigene Website für ihre Klagen und Einigungen einrichten. Derzeit ist die Domain allerdings noch unbespielt.