EU-Kommission unterstützt Open Access
85-Millionen-Euro-Programm für freies wissenschaftliches Publizieren
EU-Forschungskommissar Janez Potocnik hat am Donnerstag in Brüssel angekündigt, dass die Kommission im Verlauf der kommenden zwei Jahre 85 Millionen Euro für die Infrastruktur so genannter Open Access Journals geben wird.
In der belgischen Hauptstadt findet derzeit eine EU-Konferenz zum Thema wissenschaftliches Publizieren in Europa statt.
Open Access
Open Access Journals sind wissenschaftliche Zeitschriften, die nicht mehr von Wissenschaftsverlagen herausgegeben werden, sondern von Wissenschaftlergruppen selbst. Der Zugang zu diesen Fachpublikationen soll frei sein.
Wissenschaftler und Bibliothekare wollen mit den Open Access Journals die so genannte Zeitschriftenkrise bewältigen. Da immer mehr geforscht wird, gibt es immer mehr Fachzeitschriften, deren Preise rapide steigen und die sich keine Universitätsbibliothek mehr leisten kann.
Wege aus der Krise
Mit dem Geld der Kommission sollen Online-Publikationsprojekte gefördert und technische Infrastruktur zur Veröffentlichung und Archivierung bereitgestellt werden.
In seiner Ansprache zur Eröffnung der Konferenz skizziert Kommissar Potocnik das zentrale Problem des wissenschaftlichen Publizierens in erstaunlicher Klarheit: Öffentliches Geld bezahlt die Wissenschaftler und ihre Forschungsprojekte. Die öffentliche Hand bezahlt in der Regel auch die Peer Reviews, also den bewährten Qualitätssicherungsprozess, in dem Wissenschaftler die Publikationen ihrer Kollegen gegenlesen. Am Ende zahlt die Öffentlichkeit dann noch für die Fachjournale, in denen die Forschungsergebnisse publiziert werden.
Open Access
Zumindest letzterer Teil könnte durch verstärkte Förderung von Open-Access-Systemen günstiger und effizienter gestaltet werden.
Potocnik drückt es so aus: "Aus Sicht der Forschungsförderung gibt es noch Raum für Verbesserungen, was den Einfluss der Wissenschaft auf die Gesellschaft und die Weiterentwicklung des Wissens angeht."
Die Wissenschaftsverlage sollten fair für ihre Arbeit entlohnt werden. An erster Stelle stehe aber die schnelle und öffentliche Verfügbarkeit von Wissen, so Potocnik.
Verlage lobbyieren dagegen
Die Wissenschaftsverlags-Lobby STM hat anlässlich der Konferenz eine "Brüsseler Erklärung" veröffentlicht, in der sie das bisherige von den Verlagen kontrollierte Publikationssystem verteidigt.
Die Verlage sorgten für bewährte Abläufe und verteidigten das Copyright, heisst es dort.