Diskussion um DRM-Einsatz geht weiter
Nach dem Anstoß durch Steve Jobs hat sich nun auch ein hochrangiger Nokia-Manager gegen den Einsatz von Kopierschutzsystemen und für werbefinanzierte Musik-Downloads ausgesprochen. Der Chef des DRM-Entwicklers Macrovision schrieb unterdessen einen offenen Brief, in dem er DRM-Systeme verteidigt.
Nach Apple-Chef Steve Jobs hat sich jetzt auch ein hochrangiger Manager des weltgrößten Mobiltelefonherstellers Nokia in die Debatte um Digital Rights Management [DRM] für im Internet verkaufte Musik eingeschaltet.
Geschäftsmodell a la Google
Statt "allein auf Kopierschutzsysteme zu setzen, die umgangen werden können", ließen sich Musik-Downloads "beispielsweise mit Werbung finanzieren", sagte der Chef der Handy-Sparte, Kai Öistämö, der "Berliner Zeitung" [Wochenend-Ausgabe].
Damit schlägt Öistämö der Musikindustrie ein Geschäftsmodell vor, das demjenigen von Internet-Portalen wie Yahoo und Google ähneln würde.
Die Mehrzahl der europäischen Musikmanager sieht in der Verwendung von Kopierschutz im Online-Musikverkauf vor allem Nachteile. An das Ende von Systemen zur digitalen Rechteverwaltung [DRM] im Online-Musikhandel glauben jedoch die wenigsten.
Neue Geschäftsmodelle finden
Tag für Tag würden Öistämö zufolge mehr Medieninhalte aus dem Internet geladen, ohne dass dafür bezahlt werde. Es müssten deshalb neue Wege gefunden werden, dass Inhalteanbieter von Musik auch Geld verdienten.
Jobs hatte zuletzt gefordert, die großen Musiklabels sollten Apple, Microsoft, Sony und andere Anbieter von Online-Musik nicht länger verpflichten, ihre Musiktitel nur mit dem Kopierschutz zu vertreiben.
Jobs sieht Zwang zu DRM-Systemen
Apple, so Jobs, sei von der Musikindustrie dazu gezwungen worden, DRM-Systeme einzusetzen. Die vier großen Musikkonzerne hätten aber 2006 20 Milliarden Songs ohne DRM-Schutz auf CD verkauft. Dem stünden zwei Milliarden Songs gegenüber, die gezwungenermaßen mit DRM versehen sein müssten, weil sie über Online-Systeme wie Apples iTunes Music Store vertrieben wurden.
Jobs: "Wenn die Musikkonzerne also über 90 Prozent ihrer Musik ohne DRM verkaufen, was haben sie dann davon, wenn sie den winzigen Rest mit DRM behindern?"
Offener Brief für Kopierschutz
Auch Macrovision-Chef Fred Amoroso schaltete sich mit einem offenen Brief in die neu entflammte Diskussion ein.
Darin betont er, dass sein Unternehmen in den letzten 20 Jahren Kopierschutzsysteme für Milliarden Kopien von Musik, Filmen, Spielen und Software sowie Hunderte Millionen von Abspielgeräten geliefert habe. Mit seiner Argumentation dürfte er auf Konsumentenseite aber auf wenig Verständnis stoßen:
"DRM bringt Mehrwert für Nutzer"
Er streicht in dem Brief folgende Aspekte heraus: Zum einen sei DRM viel mehr als Musik. Weiters argumentiert er, dass DRM den Wert des Contents für den Nutzer nicht senke, sondern erhöhe:
Demnach ermögliche DRM, auf den Nutzer zugeschnittene Angebote zu machen - etwa ob ein Film gekauft oder nur gemietet werde oder ein Song auf einem oder mehreren Geräten abspielbar sein soll. Ohne DRM gäbe es nur mehr Einheitsangebote, die für viele Kunden die Kosten erhöhen würden.
Ohne DRM kein Content
In einem weiteren Punkt erklärt Amoroso, dass Kopierschutzsysteme den elektronischen Vertrieb generell ankurbeln. Schließlich seien die Schutzsysteme für Content-Anbieter ein wichtiger Anreiz, überhaupt in das digitale Geschäft einzusteigen.
Zuletzt stimmte er zu, dass DRM in erster Linie interoperabel und offen sein müsse, auch wenn er das technisch als große Herausforderung sehe.
(futurezone | APA | AFP)