Auf dem Weg zum bionischen Menschen
Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat ihr Okay für erste Tests des bionischen Auges "Argus II" gegeben. 50 bis 75 Patienten sollen testen, ob sie mit Hilfe einer Brillen-Kamera und im Auge implantierten winzigen Elektroden neue Sehkraft erhalten.
Nach Gehör-Implantaten und Chip-Implantaten im Hirn soll nun auch das Sehvermögen durch Technik verbessert bzw. wiederhergestellt werden.
Elektroden direkt auf der Netzhaut
Die Food and Drug Administration [FDA] hat US-Forschern der Universität von Südkalifornien nun die Erlaubnis erteilt, ihr System "Argus II" an Menschen zu testen.
Bis zu 75 Patienten werden dafür winzige Elektroden auf der Netzhaut am hinteren Endes des Auges sowie ein drahtloser Empfänger auf der Vorderseite implantiert.
Die Bilder kommen von einer Kamera, die auf einer zu tragenden Brille montiert ist, die Verarbeitung der Signale passiert in einem mitzutragenden Computer.
Das System wurde vom Doheny Eye Institute der Universität in Zusammenarbeit mit Second Sight entwickelt.
Drahtlose Übertragung ins Auge
Die Kamera auf der Brille nimmt die Bilder aus dem Gesichtsfeld des Patienten auf. Diese Bilder werden drahtlos an einen am Gürtel befestigten Minirechner gesendet. Dort werden die Bilder in entsprechende elektrische Signale umgewandelt und an die Brille zurückgeschickt.
Von der Brille werden die Signale drahtlos an einen Empfänger an der Vorderseite des Auges geschickt und von dort zu den Elektroden an der Rückseite des Auges, wo üblicherweise die Verarbeitung von optischen Signalen passiert, weitergeleitet.
60 Elektroden sorgen für Eindrücke
Während die erste Generation des bionischen Auges erst 16 Elektroden zur Verfügung hatte, soll "Argus II" nun mit 60 Elektroden bei deutlich geringerem Platzverbrauch [ein Quadratmillimeter] für deutlich mehr Seheindrücke sorgen.
Das alles soll in Echtzeit geschehen, so der Wissenschaftler Mark Humayun zur BBC.
Laut Humayun war die erste Generation des bionischen Auges bei bereits sechs Patienten im Einsatz, bei einem bis zu fünf Jahre lang.
Marktreife in zwei Jahren?
Bei erfolgreichem Test könnte das bionische Auge in zwei Jahren für geschätzte 30.000 US-Dollar kommerziell vertrieben werden.
Zurzeit wird auch erforscht, inwieweit die neuen Eindrücke das Gehirn von sehbehinderten Menschen stimulieren und verändern können.
Für die Implantate in Frage kommen derzeit vor allem Patienten mit altersbedingter Makulardegeneration sowie Patienten mit Retinitis pigmentosa [RP], einer Gruppe von erblichen Augenerkrankungen, bei der die Netzhaut [Retina] zerstört ist. Weltweit leiden etwa ein bis drei Millionen Menschen an RP.
Die Arbeit wurde dieser Tage beim Jahrestreffen der American Association for the Advancement of Science [AAAS] in San Francisco präsentiert.
(Reuters | BBC | Financial Times)