"Die CD wird nicht sterben"

21.02.2007

Die Sony-Tochterfirma DADC, unter anderem in Salzburg beheimatet, hat ihren Fokus von physischen Datenträgern auf Direct Mailings und Online-Musik ausgeweitet. An ein baldiges Ende der physischen Medien und auch des Kopierschutzes glaubt DADC aber nicht.

Der Elektronikriese Sony ist seit Mitte der achtziger Jahre mit seiner Tochterfirma Sony DADC in Salzburg vertreten, die sich ursprünglich auf die Produktion der damals neuartigen Musik-CDs spezialisierte, mittlerweile aber so gut wie alle wichtigen optischen Medien abdeckt.

Auch die Blu-ray-Produktion ist seit Mitte August 2006 in Salzburg im vollen Gange, doch selbst 2008 soll Blu-ray erst zehn Prozent des Umsatzes von Sony DADC ausmachen.

"Es gibt auch das Papier noch"

Bereits heute machen physische Datenträger nur noch 52 Prozent des Umsatzes von DADC aus. Der Rest verteilt sich auf Marketing-Lösungen wie Direct Mailing, Services [Verpackung, Lieferung, Authoring, Kopierschutzlösungen] und neuerdings auch Aufarbeitung und Vertrieb von Online-Musik.

Dieter Daum, Senior Vice President von Sony Europe EMCS, und Chris Reiser, Executive Vice President von Sony DADC International, glauben trotz der eigenen Diversifizierung dennoch nicht, dass das physische Medium sterben wird: "Es gibt auch Papier noch", so Daum gegenüber ORF.at und das obwohl vor zehn Jahren alle bereits nach der Abschaffung von Drucker gerufen hätten.

Sony DADC bietet mit Direct Mailings [mit CDs] und High-End-Authoring [das Zusammensetzen und Bespielen von DVD-Menüs] eine Reihe Zusatzservices rund um die Medien CD und DVD.

Online-Markt kein Heilsbringer

Online-Musik werde zwar den Markt für physische Datenträger irgendwann überholen, sind sich beide sicher, doch in den Punkten Präzision und Qualität habe das physische Medium auch eindeutig Vorteile. Trotz aller Unkenrufe sei die Nachfrage nach physischen Medien auf hohem Niveau stabil.

"Die Audio-Musik-CD ist aber durchaus von Veränderungen betroffen", fügte Reiser hinzu. So habe etwa das Kopierschutzdesaster rund um den vom Joint Venture Sony BMG eingesetzten Kopierschutz XCP etwa dazu geführt, dass die Nachfrage nach Kopierschutz für Musik-CDs praktisch nicht mehr existent sei.

Gleichzeitig steige die Nachfrage nach digitaler Distribution von Musik, die Sony DADC inklusive hauseigenem Kopierschutz als Service ebenfalls anbietet.

Sony DADC bekommt dafür von den Rechteinhabern die Musik, codiert sie in die gewünschten Formate um und schickt sie je nach Bedarf bzw. Bestellung an die einzlenen Online-Stores, etwa iTunes. Einer der größten Kunden von Sony DADC ist EMI.

Sony BMG hatte von Jänner bis November 2005 in den USA rund 12,6 Millionen Musik-CDs verkauft, die auf den Rechnern ihrer Nutzer unbemerkt Spionage-Software installierten. Angreifer konnten die Rootkit-Funktionen des Kopierschutzes zudem zum Einschleusen von Computerviren benutzen.

Kopierschutz existiert weiter

Die Verwantwortung für das Kopierschutzdesaster liege aber ganz alleine bei Sony BMG. "Da hat einer nicht aufgepasst", sagte Daum. Der von Sony DADC angeboten Kopierschutz [etwa ARccOS] breite sich nicht auf den Rechnern der Anwender aus, bemühen sich beide zu betonen.

An die Zukunft des Kopierschutzes glaubt Sony DADC auf jeden Fall. Gerade im Bereich Games, Videos und Software sei der Einsatz von Kopierschutzmechanismen nicht gefährdet und dort funktioniere er auch, so Reiser.

Bei digitaler Musik sei aber einiges in Bewegung geraten, nicht zuletzt durch Steve Jobs' Manifest, so Daum.

(futurezone | Nadja Igler)