Patentstreit macht MP3-Player nicht teurer

23.02.2007

MP3-Player sind nach Ansicht eines Experten vom Patentstreit zwischen Microsoft und Alcatel-Lucent nicht betroffen. Mögliche Lizenzforderungen von Alcatel-Lucent für das MP3-Format haben auf die Preisgestaltung von digitalen Musik-Playern keine Auswirkung.

Die strittigen Patente bezögen sich auf das Erstellen [Encoding] von MP3-Dateien, nicht jedoch auf das Abspielen [Decoding] der Files, sagte ein Experte, der namentlich nicht genannt werden wollte, gegenüber ORF.at.

Dass MP3-Player auf Grund der Lizenzansprüche von Alacatel-Lucent teurer werden könnten, kann nach Meinung des Experten daher ausgeschlossen werden.

Milliardenstrafe für Microsoft

Die Jury eines US-Gerichts urteilte am Donnerstag, Microsoft müsse rund 1,5 Milliarden Dollar [1,14 Mrd. Euro] an den US-französischen Telekom-Ausrüster Alcatel-Lucent zahlen.

Alcatel-Lucent macht geltend, dass es Patente für das digitale Musikformat MP3 hält und wirft dem weltgrößten Software-Konzern vor, zwei seiner Patente am MP3-Format im Windows Media Player ohne Erlaubnis zu nutzen. Microsoft betrachtet das Urteil als ungerechtfertigt und verwies auf Lizenzzahlungen an die Fraunhofer Gesellschaft.

Weitere Klagen möglich

Microsoft wies in einer Reaktion auf das Urteil auch darauf hin, dass Alcatel-Lucent nun auch gegen andere Unternehmen vorgehen könnte, die Lizenzen zur Nutzung der MP3-Technologie bei der Fraunhofer Gesellschaft erworben haben.

Die Fraunhofer-Gesellschaft wollte am Freitag gegenüber ORF.at dazu keine Stellungnahme abgeben.

Die Fraunhofer-Gesellschaft hatte mit dem französischen Unternehmen Thomson die MP3-Technik 1995 als Patent angemeldet. Pro MP3-Player werden 75 US-Cents [58 Euro-Cents] fällig. Für den MP3-Vertrieb im Internet müssen Unternehmen zwei Prozent ihres Umsatzes abführen. An der komplexen Entwicklung des MP3-Standards waren jedoch mehrere Unternehmen beteiligt.

Das Lizenzprogramm der Fraunhofer-Gesellschaft und Thomson umfasst 20 Patentfamilien mit insgesamt mehr als hundert Einzelpatenten.

Urteil betrifft US-Patente

Da es sich bei den beiden strittigen Patenten ausschließlich um US-Patente handelt, wären davon jedoch nur Produkte betroffen, die in den USA hergestellt oder verkauft werden.

Nach Ansicht von Experten ist es jedoch nicht auszuschließen, dass weitere Unternehmen, die ebenso wie Bell Labs an der Standardisierung des MP3-Formats mitgewirkt haben, Ansprüche erheben.

Mit der MP3-Technologie kann Musik in vergleichsweise kleine Dateien umgewandelt werden. Die Klangqualität leidet jedoch kaum, weil für das menschliche Ohr nicht hörbare Töne herausgefiltert werden.

(futurezone | dpa | AFP)