BenQ-Mobile-Zerschlagung endgültig
"Der letzte Interessent hat abgewunken, es gibt keine realistische Chance mehr, dass man das Unternehmen als Ganzes verkaufen kann", so der Insolvenzverwalter.
Der insolvente Handyhersteller BenQ Mobile mit ehemals mehr als 3.000 Beschäftigten wird zerschlagen.
Ein entsprechender Bericht der "Süddeutschen Zeitung" ["SZ"] wurde bestätigt. Mitarbeiter von Insolvenzverwalter Martin Prager haben den Gläubigerausschuss Ende vergangener Woche darüber informiert, dass die Gespräche über die ehemalige Siemens-Handysparte mit den letzten verbliebenen Interessenten zu keinem Ergebnis geführt haben.
Fast alle der ehemals mehr als 3.000 Arbeitsplätze des Unternehmens sind damit verloren. Die Handyproduktion ist bereits vor einigen Wochen stillgelegt worden.
Der taiwanesische Elektronikkonzern BenQ hatte die frühere Siemens-Handysparte 2005 von Siemens einschließlich einer Mitgift von mehreren hundert Millionen Euro übernommen. Nach Umsatzrückgängen und Marktanteilsverlusten drehte die neue Mutter der Tochter aber rund ein Jahr später den Geldhahn zu.
Ende September vergangenen Jahres meldete BenQ Mobile Insolvenz an. Die meisten Beschäftigten verloren ihre Jobs und mussten in zwei Transfergesellschaften in Bayern und Nordrhein-Westfalen wechseln.
Die Pleite löste auch massive Proteste gegen Siemens in der Öffentlichkeit und bei den Beschäftigten aus, die sich von ihrem früheren Arbeitgeber im Stich gelassen fühlten. Siemens richtete daraufhin einen Hilfsfonds ein und stellte Mittel für die beiden Transfergesellschaften zur Verfügung.
Keine Aussichten mehr auf Rettung
An einer Übernahme des insolventen Unternehmens hatten mehrere potenzielle Investoren Interesse gezeigt, doch konnte keiner von ihnen ein überzeugendes Finanzierungskonzept vorlegen.
Zuletzt seien nur noch einige wenige Interessenten übrig gewesen, sagte die Sprecherin Pragers, nannte aber weder Namen noch Details. Es sei bereits absehbar gewesen, dass es keine Aussichten mehr auf eine Rettung des Unternehmens gab.
Von den Werkshallen bis zu den Schreibtischen
Der Insolvenzverwalter will BenQ Mobile nun in seinen Einzelteilen verwerten, nachdem er dafür vom Ausschuss bei einer schriftlichen Abstimmung die erforderliche Mehrheit bekommen hat.
Werkshallen, Mobiliar und Maschinen werden mit Hilfe eines Hamburger Auktionshauses versteigert. Mit der Inventarisierung der Betriebsmittel wurde bereits begonnen.
Kritik an Politik und Banken
Arbeitnehmervertreter bedauerten das endgültige Aus für BenQ Mobile. Das Risiko zur Fortführung des Geschäfts sei berechenbar gewesen, erklärte Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer. "Aber Politiker, die zwar viel versprochen, aber wenig gehalten haben, Banken mit geringer Risikobereitschaft und ein konservativ und vorsichtig agierender Insolvenzverwalter waren nicht in der Lage, das Unternehmen zu retten."
Die Erlöse kämen den Gläubigern zugute, die allerdings viel Geld verlören, hieß es in der "SZ". Laut Insolvenzgutachten stünden einem geschätzten Vermögen von 310 Millionen Euro Verbindlichkeiten von 883 Millionen Euro gegenüber.
(dpa)