FBI will Internet-Telefonie abhören
Das FBI sieht in der Internettelefonie eine Bedrohung der nationalen Sicherheit und will durchsetzen, dass das Abhören von Anrufen via Internet möglich gemacht wird.
Ein entsprechender Vorschlag ist sang- und klanglos diesen Monat bei den Regulatoren eingegangen.
FBI-Repräsentanten haben sich laut einem CNET-Bericht zuletzt mindestens zwei Mal mit Beamten der Federal Communications Commission [FCC] getroffen, um für ihre Wünsche zu lobbyieren. "Breitband ersetzt zunehmend Schmalband", so das FBI. "Der Trend bietet für Terroristen, Spione und Kriminelle zunehmend Möglichkeiten, herkömmlicher elektronischer Überwachung zu entfliehen".
Zunehmende Popularität von VoIP
Internettelefonie, auch Voice over IP genannt, hat in den letzten
Jahren an Popularität zugenommen. In den USA bieten mehrere Provider
Flatrates zwischen 20 und 40 USD im Monat an, mit denen beliebig
viele Orts- und Ferngespräche geführt werden können. Einer der
kleineren Provider, Vonage, will seine aktuelle Kundenzahl in den
nächsten 18 Monaten von derzeit 34.000 auf eine Million bringen.


Zentrale Andockstelle beim Provider
Wenn der FBI-Vorschlag durchgeht, müsste jeder US-Breitbandprovider eine zentrale Andockstelle, die einfaches Abhören ermöglicht, zur Verfügung stellen. Datenschützer sind bereits alarmiert: derartige Schnittstellen könnten eine breite Überwachung fördern, die auch E-Mail, Webbrowsing und Instant Messaging betrifft.
Unter der jetzigen Gesetzeslage hat FBI bereits ein Abhörsystem entwickelt, das DCS1000, vormals Carnivore. Es besteht aus einem Server mit spezieller Abhörsoftware und kann per Richterbeschluss bei jedem Provider zu Abhörzwecken aufgestellt werden. Doch der Traum des FBI bleibt eine zentrale Abhörschnittstelle, da damit die Überwachung wesentlich vereinfacht wird.
Um ihr Vorhaben durchzusetzen, will sich das FBI auf den Communications Assistance for Law Enforcement Act [CALEA] berufen. Dieser wurde 1994 eingeführt, um neue Technologien wie Rufweiterleitung, Anklopfen und Mobiltelefonie in das Überwachungsspektrum zu integrieren. Nun will das FBI die FCC überzeugen, dass auch Provider unter diesen Act fallen, was den gesetzlichen Rahmen für eine entsprechende Überwachungsimplementierung schaffen würde.
Einige große Equipmenthersteller wie Cisco bauen bereits Geräte, die den CALEA-Richtlinien entsprechen.
"CALEA kann nicht angewandt werden"
Barry Steinhardt von der American Civil Liberties Union [ACLU] hält die CALEA-Argumentation für überflüssig. "CALEA kann nicht auf Information Services angewandt werden - und darum handelt es sich beim Internet", so Steinhardt. "Voice over IP ist ein Service, das über das Netz ausgetragen wird. CALEA darf daher nicht auf Internettelefonie angewandt werden, und wurde bis dato auch nicht".