Handy-TV kommt in die Gänge

27.02.2007

Die Einführung von TV auf dem Handy - über den Standard DVB-H - soll in Österreich heuer vorangetrieben werden. Die Plattform mobile tv austria startet nun erste Feldversuche. Bis zur Fußball-EM 2008 sollen TV-Services auf dem Handy in allen Landeshauptstädten verfügbar sein.

Bis Ende Juni sollen dabei rund 1.000 Nutzer über Rundfunk ausgestrahltes Handy-TV im Alltag testen. Die Finanzierung des Pilotprojekts erfolgt zum einen aus den Digitalisierungsfonds [rund 1,2 Mio. Euro], zum anderen von den Projektpartnern. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund drei Mio. Euro.

Einführung bis zur EM 2008

Laut Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der Regulierungsbehörde RTR, sieht der Zeitplan heuer noch eine Ausschreibung für die DVB-H-Lizenz vor, damit bis zur Fußball-EM im Juni 2008 entsprechende Services in allen Landeshauptstädten verfügbar sein können.

Der ORF startet am 5. März mit ORF Mobil einen Testkanal für das mobile TV, der den Nutzern im wöchentlichen Loop speziell für das mobile Nutzungsverhalten konzipierte Sendungen bieten soll.

ORF für das Handy

Insgesamt acht Formate sind dabei angedacht, der Schwerpunkt liegt dabei auf Kurzfilmen, Jugendmagazinen und Infotainment-Sendungen. Das Angebot soll laufend ausgebaut werden, am 10. April wird unter anderem eine "Frühstückssendung" starten.

"Mobiles Fernsehen wird auch in Österreich sehr schnell einen großen Stellenwert gewinnen und ist somit für den ORF als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen ein wichtiges Zukunftsthema", sagte Thomas Prantner, Direktor für Online und neue Medien des ORF.

DVB-H vs. Streaming

DVB-H [Digital Video Broadcast - Handheld] ist eine Weiterentwicklung des digitalen Antennenfernsehens DVB-T und zeichnet sich im Gegensatz zum derzeit verfügbaren TV-Streaming per UMTS durch höhere Kapazitäten aus.

Die "One to many"-Ausstrahlung ermöglicht die gleichzeitige Nutzung vieler Teilnehmer, während das Spektrum von UMTS-Zellen beschränkt ist.

Derzeit besteht die Plattform mobile tv austria aus RTR, ORF, ORF-Sendetechniktochter ORS, mobilkom austria, "3" [Hutchison] und der Fachhochschule Salzburg.

Handy als "mobiles Mediacenter"

Mobilkom-austria-Marketingvorstand Hannes Ametsreiter formulierte bei der Präsentation eine Vision vom "persönlichen, mobilen Mediacenter".

DVB-H werde seiner Meinung nach nicht der Tradition des "Lean-back-TV" folgen, sondern sich zum "In-between-TV" entwickeln. Bei der Preisgestaltung zeichnet sich Ametsreiter zufolge eine Monatspauschale ab.

Monatspauschale: Fünf bis zehn Euro?

Hutchison-Austria-Chef Berthold Thoma berichtete am Dienstag von ersten Erfahrungen seines Unternehmens in Italien, wo es bereits 250.000 DVB-H-Kunden gebe. Die durchschnittliche Nutzung betrage dabei rund eine Stunde pro Tag. Hutchison biete in Österreich nun bereits seit August DVB-H-Geräte an, diese seien aber noch nicht freigeschaltet.

Für die Pauschale könne er sich einen Preis zwischen fünf und zehn Euro vorstellen. "Die Hardware ist da, und die Inhalte auch", so Thoma, "jetzt fehlt nur noch die Infrastruktur."

Hutchison hatte zuletzt in Kooperation mit dem Musikkonzern Universal Music und dem privaten Wiener Fernsehsender Puls TV ein Fernsehprogramm fürs Handy gestartet - "3 Live".

Analoge Abschaltung schafft Platz

Laut Michael Wagenhofer, Geschäftsführer der ORF-Sendetechniktochter ORS, könne die nötige Infrastruktur aber erst aufgebaut werden, wenn der regulatorische Rahmen abgesteckt sei.

Die schrittweise Abschaltung der analogen Frequenzen, die am 5. März in Vorarlberg beginnen soll, schaffe Platz für das mobile TV.

ORS als möglicher Bewerber

Wahrscheinlich sei, dass sich die ORS um die DVB-H-Lizenz bewerbe und mit den Mobilfunkern einen Vorvertrag über einen Kooperation abschließe. Wünschenswert ist Wagenhofer zufolge eine erste kommerzielle Einführung des Dienstes noch vor Weihnachten.

Für den Roll-Out reichen die Sendemasten des ORF, bei einem Komplettausbau sollen auch noch Mobilfunkmasten miteinbezogen werden. Neue Masten seien nur in Ausnahmefällen nötig.

Am 26. Oktober ist das digitale Antennenfernsehen in Österreich gestartet. Insgesamt sind 1,3 Millionen Haushalte von der Umstellung betroffen.

(futurezone | Nayla Haddad)