Gute Geschäfte für Piratenjäger
Raubkopierer vermiesen der Musik- und Filmindustrie laut eigenen Angaben zwar das Geschäft, eine ganze Branche lebt jedoch allein von der Jagd nach den Piraten.
Denn nach "Schwarzkapplern" und "Parksheriffs" buhlt nun einer weiterer Berufsstand um die Abneigung der User: Die "Piratenjäger".
Mit ausgeklügelten Techniken versuchen diese Cyberdetective im Auftrag der Unterhaltungsindustrie den Tauschbörsen-Gaunern das Handwerk zu legen und werden von der Industrie dafür entlohnt.
Mark Ishikawa ist Chef einer der bekanntesten und größten Schnüffel-Firma BayTSP. Das 26-köpfige Team durchforstet das Internet tagtäglich nach Urheberrechtsverstößen und versucht die Schuldigen zu entlarven.
"You can run but you can never hide"
"Es gibt kein Schloss, das nicht geknackt werden kann und unsere
Technologie stellt sicher, dass sich keiner der Piraten vor uns
verstecken kann," erklärt Ishikawa. "Unsere Spider finden sie alle."
Pro Tag 1,5 bis zwei Mio. Abmahnungen
Erst letzte Woche hat der US-Musikindustrieverband RIAA [Recording Industry Association of America] den Copyright-Krieg mit einer Klagewelle gegen hunderte einzelne User von P2P-Tauschbörsen angeheizt.
Die Piratenjäger von BayTSp und anderen Firmen spielen dabei in der Ausforschung der einzelnen Täter eine zentrale Rolle.
"Wir sind sehr erfolgreich, bei dem was wir tun," lobt Ishikawa, der nicht direkt für die RIAA arbeitet, aber drei der fünf größten Plattenlabels zu seinen Klienten zählt.
"Wir finden etwa 1,5 bis zwei Millionen Urheberrechstverstöße pro Tag und haben eine hohe Erfolgsquote. Etwa 85 Prozent der Leute, die wir abmahnen, stellen ihre Aktivitäten ein und wir sehen sie nie wieder."
Mögliche Software-Waffen der Musikindustrie
Einige Plattenfirmen finanzieren zudem angeblich die Entwicklung
von Software, die Tauschbörsen-Usern den Download von freier Musik
verleiden soll. Wie etwa ein Programm, das User auf Websites
umleitet, wo sie die Musik, die sie herunterladen, legal erstehen
können. Tückischer wäre da eine "Freeze"-Software, die den Rechner
eine Zeit lang einfrieren soll. "Silence" soll gar die Festplatte
eines PCs nach illegaler Musik scannen und diese löschen.
IP-Adresse wird ermittelt
Um den Netzpiraten auf die Schliche zu kommen, durchsuchen so genannte "Spider" das Internet nach Raubkopien. Die Spurensuche läuft rund um die Uhr in allen gängigen P2P-Netzwerken wie etwa KaZaA, in 65.000 Newsgroups, IRC-Channels, auf Websites, FTP-Seiten und Auktions- und Handelsplattformen.
"Mit unserer Technologie identifizieren wir den Usernamen, das benutzte Protokoll und ermitteln die IP-Adresse, die wichtigste Information," erklärt Ishikawa. Mit diesen gesammelten Daten kann der Urheberrechtsinhaber vom Internet Service Provdider [ISP] schließlich die Herausgabe der User-Identität verlangen.
Doch auch die User wehren sich mit selbst entwickelten Software-Tools, die dabei helfen sollen, den aufmerksamen Augen der Musikindustrie zu entgehen. Mit Programmen wie "PeerGuardian" oder der "ZeroData Bad IP Block List" können IP-Adressen, von denen man weiß, dass sie von der Musikindustrie genutzt werden, blockiert werden.
Auch arbeiten die Tauschbörsen-Betreiber derzeit daran, ihre P2P-Software dahingehend zu ändern, dass die Anonymität der Nutzer gewahrt bleibt.
Aussperren nicht effektiv
Doch das Aussperren der IP-Adressen der Musikindustrie ist auf
Dauer kein effektives Mittel. Bei den IP-Listen muss man sich in
puncto Aktualität und Richtigkeit auf die Anbieter dieser verlassen,
ein eigenständiges Herausfinden der IPs ist unmöglich. Auch können
die genutzten IP-Adressen von der RIAA jederzeit geändert werden.
Lukratives Geschäft
Doch nicht nur die Musikindustrie, auch zwei der sieben großen Filmstudios zählen mittlerweilse zu den zahlungskräftigen Kunden der Netzdetektive.
Für Mark Ishikawa von BayTSP macht sich die Hetzjagd nach den Tauschbörsen-Ganoven längst bezahlt. Seine Firma kann ihren Umsatz jedes Quartal verdoppeln.
Und auch in Zukunft sichern Millionen Musik- und Film-tauschende Internetnutzer weltweit wohl weiterhin die Arbeitsplätze und die Einnahmen der unbeliebten Piratenjäger.