EU prüft Sony BMG genauer

im Visier
01.03.2007

Die EU-Wettbewerbsbehörde hat eine vertiefte Prüfung der umstrittenen Fusion der Musikunternehmen Sony Music und BMG beschlossen.

Die EU-Kommission entschied am Donnerstag in Brüssel, den Zusammenschluss des Musikgeschäfts von Bertelsmann und Sony im zweiten Anlauf besonders streng überprüfen zu wollen.

Trennung droht

Dabei soll festgestellt werden, ob das Gemeinschaftsunternehmen Sony BMG eine dominante Marktposition hat oder diese erreichen könnte.

Kommt die EU zu einer negativen Entscheidung, müssen die Sparten wieder getrennt werden. Die vertiefte Untersuchung kann nun vier Monate bis zum 2. Juli dauern.

Online-Musik wird berücksichtigt

"Die Kommission wird den Zusammenschluss nach den gegenwärtigen Marktbedingungen prüfen und die Entwicklungen seit 2004, unter anderem den zunehmenden Absatz im Bereich der Online-Musik, berücksichtigen", schrieben die Wettbewerbshüter.

Sony BMG mit Sitz in New York ist nach eigenen Angaben die zweitgrößte Plattenfirma der Welt. Für das Unternehmen mit 6.000 Mitarbeitern singen unter anderem Celine Dion, Alicia Keys, Avril Lavigne, Bruce Springsteen oder Rod Stewart.

Zuletzt war Sony BMG wegen des Einsatzes einer Kopierschutztechnologie ins Gerede geraten, die ungefragt Spionagesoftware auf den Rechnern ihrer Nutzer installierte. Sony BMG musste deshalb Schadenersatz in Millionenhöhe zahlen.

Zustimmung nach Klage aufgehoben

Die Kommission hatte den Zusammenschluss 2004 genehmigt. Zwei Jahre später hob das EU-Gericht erster Instanz allerdings die Erlaubnis zur Bildung des zweitgrößten Musikverleger der Welt auf und gab damit einer Klage unabhängiger Musikproduzenten statt.

Das Gericht urteilte, die Kommission habe die Genehmigung nicht hinreichend begründet und nicht alle entscheidenden Daten berücksichtigt. Gegen das erstinstanzliche Urteil haben beide Unternehmen beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) Berufung eingelegt.

Auch die Musikkonzerne Warner Music und EMI turteln wieder miteinander. Um einer möglichen Klage unabhängiger Labels wegen eines Zusammenschluss zu entgehen, haben die beiden Majors vor kurzem das Gespräch mit der Indie-Vereinigung IMPALA gesucht.

(Reuters | dpa)