Abgabenerhöhung bedroht Webcaster
Kommerzielle Internet-Radioanbieter in den USA sehen sich nach einer Abgabenerhöhung durch das Copyright Royalty Board [CRB] in ihrer Existenz bedroht. Auch Musikempfehlungsdienste wie etwa Pandora stoßen durch die neuen Tarife an ihre finanziellen Grenzen.
Am vergangenen Freitag gab das CRB eine Abgabenerhöhung für kommerzielle US-Webcaster bekannt, die vor allem kleinere und mittlere Internet-Radioanbieter empfindlich treffen könnte.
Sukzessive Steigerung
Für das Jahr 2006 veranschlagte die CRB rückwirkend 0,08 US-Cent pro Song und Hörer. 2007 erhöhen sich die Gebühren auf 0,11 US-Cent. Bis 2010 sollen sie sukzessive auf 0,19 US-Cent steigen.
Bis 2005 mussten kommerzielle Webcaster 0,0726 US-Cent pro Song und Hörer oder 1,17 Cent pro Sendestunde bezahlen. Für Abo-Dienste gab es eine Prozentregelung, die jetzt jedoch nicht mehr angeboten wird.
Einer Musterrechnung der US-Initiative Save Internet Radio zufolge würden sich die jährlichen Zahlungen eines Internet-Radioanbieters, der 24 Stunden pro Tag sendet und rund 1.000 Hörer hat, im Jahr 2007 auf rund 154.000 US-Dollar belaufen.
Kleine Anbieter vor dem Aus
Außer AOL und Yahoo könne sich niemand die Zahlung der Gebühren leisten, lautet das Fazit von Save Internet Radio.
Dazu kämen noch zusätzliche Abgaben für Vervielfältigungs- und Senderechte, die von den Verwertungsgesellschaften im Namen der Urheber eingehoben werden. Viele kommerzielle Webcaster sehen sich nun vor dem Aus.
Im Schnitt komme ein US-Webcaster auf einen Umsatz von einem bis 1,2 Cent pro Hörerstunde, allein für 2006 müssten Webcaster jedoch durchschnittlich Abgaben von 1,28 Cent pro Hörerstunde [bei durchschnittlich 16 gespielten Songs pro Stunde] bezahlen, rechnete der Branchendienst Radio and Internet Newsletter [RAIN] vor. Eine Steigerung der Einnahmen sei für die Anbieter kaum möglich.
Auch Musikempfehlungsdienste betroffen
Die Anhebung der Urheberrechtsabgaben würde auch Musikempfehlungsdienste wie Pandora, die für ihre Hörer individuelle Streams zusammenstellen, in ihrer Existenz bedrohen.
"Sollte sich das Abgabenmodell nicht ändern, müssten wir wie jedes andere vergleichbare Service zusperren", wird Pandora-Mitbegründer Tim Westergren im Branchen-Weblog GigaOm zitiert. Der Dienst würde sich schlicht nicht mehr auszahlen, meinte Westergren. Er hoffe jedoch, dass letztlich die Vernunft siegen werde.
Neuregelung angestrebt
Bei der Berechnung der Gebühren habe sich das CRB an die Empfehlungen der US-Lizenzbörse SoundExchange gehalten, die dem US-Musikindustrieverband RIAA nahe steht, kritisieren Beobachter. Die Argumente der Webcaster wurden nicht berücksichtigt.
Die US-Webcaster haben nach der Veröffentlichung der Tarife 15 Tage Zeit, um eine Neuregelung der Abgaben zu beantragen.
Tarife in Österreich
In Österreich werden die von der bei der IFPI angesiedelten Leistungsschutzgesellschaft eingehobenen Tarife für kommerzielles Internet-Radio nach der Anzahl der Hörer pro Kanal berechnet. Für bis zu 100 Hörer pro Kanal wären pauschal 300 Euro pro Quartal zu berappen [für bis zu 1.000 Hörer 2.400 Euro pro Quartal].
Dazu kommen Vervielfältigungs- und Senderechte, die von der Verwertungsgesellschaft Autoren, Komponisten, Verleger [AKM] erworben werden müssen. Für kommerzielle Anbieter mit maximal 100 Hörern pro Kanal belaufen sich diese auf 75 Euro pro Monat und nehmen entsprechend der maximal möglichen Hörerzahl zu.
Gemäß einer internationalen Übereinkünft zwischen Leistungsschutzgesellschaften müssen, sobald der Anteil der Hörer zu mehr als fünf Prozent aus einem anderen Land kommt, die jeweiligen lokalen Tarife bezahlt werden.
Eine Tarifübersicht der "Extended Territory"-Internet-Radiotarife kann auf der Website der britischen Leistungsschutzgesellschaft Phonographic Performance Limited [PPL] heruntergeladen werden.