Telekom Austria weiter auf Brautschau

06.03.2007

Mit prall gefüllten Kassen sieht sich die Telekom Austria weiter nach Übernahmekandidaten und Partnern im Ausland um. Bereits 41 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen außerhalb Österreichs. TA-Chef Boris Nemsic hat weiterhin die griechische OTE im Auge.

Die Telekom Austria [TA] habe 3,1 Milliarden Euro für Akquisitionen zur Verfügung, daher bedürfe es auch im Falle eines Einstiegs bei der griechischen OTE keiner Kapitalerhöhung, betonten TA-Generaldirektor Nemsic und der scheidende Finanzvorstand Stefano Colombo am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz. Nach dem Kauf von Handylizenzen in Serbien und Mazedonien im Vorjahr liege der Expansionsfokus heuer auf Bosnien-Herzegowina, wo die BH Telecom zur Privatisierung steht.

Gefüllte Kassen

"Wir haben genug Geld für alle Expansionsziele, die heute am Radarschirm stehen", beteuerte Nemsic, der davon ausgeht, dass noch heuer 31 bis 51 Prozent des bosnischen Marktführers BH Telekom mit Sitz in Sarajewo verkauft werden. Im Dezember 2006 war die TA in Bosnien bei der Übernahme der Telekom Srpske der serbischen Telekom Srbija unterlegen.

Beim halbstaatlichen griechischen Telekomkonzern OTE beobachte man derzeit den Prozess, der jetzt in einer "interessanten Phase" sei, da man die Entscheidung des Verkäufers erwarte.

Starkes Auslandsgeschäft

Der griechische Finanzminister hatte zuletzt betont, den Verkauf von etwa 15 bis 20 Prozent an der OTE zu planen, wobei die Privatisierung notfalls auch über die Börse erfolgen könnte. 41 Prozent der TA-Umsätze entfallen bereits auf das Auslandsgeschäft.

Zur geplanten Übernahme der eTel erwarte man eine Entscheidung der Bundeswettbewerbsbehörde [BWB] "ohne große Auflagen" in den "nächsten Tagen oder Wochen", sagte Festnetzvorstand Rudolf Fischer.

Roaming-Erlöse sollen sinken

2007 sollen, so Nemsic, Umsatz und Nettogewinn stabil bleiben, das Betriebsergebnis [EBIT] aber - auch auf Grund der zu erwartenden sinkenden Roaming-Erlöse durch die EU-Regulierung - leicht zurückgehen. Der Nettogewinn könnte damit heuer - abzüglich der 2006 erzielten positiven Steuereffekte von 44 Millionen Euro - bei 518 Millionen Euro liegen.

Rückläufig wird sich den Prognosen zufolge heuer auch der Umsatz im Handygeschäft in Österreich entwickeln, der im vierten Quartal 2006 vor allem auf Grund niedrigerer Terminierungsentgelte erstmals zurückging. Inklusive Auslandstöchter erwartet die mobilkom-austria-Gruppe hingegen ein leichtes Umsatzplus. 22 Prozent der Mobilfunkumsätze in Österreich und 20 Prozent in der gesamten Gruppe entfallen auf das wachsende Datengeschäft.

Festnetznutzung geht zurück

Nur noch 13 Prozent der österreichischen Haushalte verwenden ausschließlich Festnetz, während 34 Prozent ausschließlich Mobilfunk und 53 Prozent sowohl ein Handy als auch Festnetz haben, berichtete Nemsic.

Gegenüber dem Marktzweiten T-Mobile/tele.ring habe die mobilkom den Vorsprung weiter ausgebaut; er beträgt jetzt 400.000 Kunden. Mit 238.200 Neukunden habe die mobilkom den höchsten Kundenzuwachs seit fünf Jahren verzeichnet, dazu habe auch die Diskontmarke "bob" beigetragen. Der durchschnittliche monatliche Umsatz pro Kunde [ARPU] ging um sechs Prozent auf 34,40 Euro zurück.

Aktienrückkauf steigert ÖIAG-Anteil

Innerhalb der nächsten 30 Tage will die TA acht Prozent beziehungsweise 40 Millionen eigene Aktien einziehen, was den Anteil der ÖIAG an der TA von derzeit 25,18 auf 27,37 Prozent erhöhen wird. Bis zum 7. März hatte die TA 7,8 Prozent der Aktien zurückgekauft und bisher für Aktienrückkäufe 406,8 Millionen Euro ausgegeben.

Das Grundkapital werde bei der Tilgung von 500 auf 460 Millionen Aktien reduziert, wodurch sich die Eigenkapitalrendite verbessere, betonte Colombo, der zu Monatsende von Ex-Wienerberger-Finanzvorstand Hans Tschuden abgelöst wird.

Die neue Holdingstruktur der TA soll bei der Hauptversammlung im Mai beschlossen werden. Die neue Struktur werde das Festnetz von Konzernaufgaben entlasten und die Gruppe beleben, sagte Nemsic.

(APA)