Diskussion über "freies" WLAN mit Fon
Die WLAN-Community Fon hat in Österreich laut eigenen Angaben bereits rund 4.000 Nutzer. Nun mehren sich Stimmen zu technischen und potenziellen rechtlichen Schwierigkeiten bei der Teilung von WLAN-Hotspots.
Seit einiger Zeit sorgt das spanische Unternehmen Fon mit seinem "Gratis-WLAN" für Aufmerksamkeit und erhält offenbar auch regen Zuspruch.
Durch die kostenlose Abgabe der Fon-Router habe der Anbieter mittlerweile die kritische Masse für das Geschäftsmodell dahinter erreicht, sagt Florian Forster, zuständiger Manager für die Marktentwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
"In Österreich sind etwa 4.000 User registriert, 2.500 haben einen WLAN-Router, 1.500 sind tatsächlich online", so Forster.
Weltweit hat das Unternehmen laut eigenen Angaben über 300.000 registrierte Nutzer, verfügt über mehr als 100.000 Hotspots und beschäftigt knapp hundert Mitarbeiter. Durch die schlanke Struktur wolle man "schnellstmöglich" in die schwarzen Zahlen kommen.
Angriff auf Mobilfunker
Die Richtung von Fon zeigt sich in den jüngsten Angeboten und Kooperationen: Mit einer eigenen Software können Fon-Mitglieder an den weltweit über 100.000 Hotspots kostenlos ins Internet gehen und mittels Internet-Telefonie [VoIP] gratis telefonieren.
In Zukunft sollen auch MP3-Player über Fon Zugang zum Internet erhalten. Ein Produktbündel mit einem WLAN-Handy und Freiminuten des Kapitalgebers Skype wird bereits angeboten, auch ein Bündel mit einem Nokia-Handy gibt es.
Mobilkom austria bleibt gelassen
Konkurrenz für die Mobilfunker, wo der Kunde für die Datenübertragung zahlen muss, seien die WLAN-Handys nur bei einem halbwegs flächendeckenden Netz, so Forster.
Branchenprimus mobilkom austria reagiert vorerst gelassen: "Jedem Kunden steht es frei, Endgeräte mit verschiedensten Funktionen und technischen Möglichkeiten zu nutzen", heißt es.
Rund die Hälfte der weltweit registrierten Kunden sind "Aliens", die ihren Anschluss nicht teilen und für Tagestickets drei Euro bzw. Dollar zahlen.
Der Rest setzt sich aus "Linus"-Nutzern [75 Prozent] zusammen, die ihr Netzwerk öffnen, sowie "Bills", die am Teilen verdienen wollen und auf den kostenlosen Zugang verzichten.
Wenig Gegenliebe bei Providern
Generell scheint es hier zu Lande wenig Gegenliebe für Fon zu geben, auch wenn Fon angibt, "bereits viele Partner gefunden" zu haben. Fon selbst schreibt sich auf die Fahnen, mit seinem Angebot Breitbandanschlüsse zu fördern.
"Wir haben ziemliche Bedenken. Ich würde jedenfalls meinen Anschluss nicht mit wildfremden Leuten teilen", so Roland Türke, Präsident der Internet Service Providers Austria [ISPA] und Technikchef bei UPC.
Grundsätzlich müsse man sich in den jeweiligen Geschäftsbedingungen seines Providers ansehen, ob eine Teilung erlaubt sei.
Offiziell heißt es von Seiten UPCs, dass "der Betrieb eines öffentlichen WLAN-Hotspots grundsätzlich nicht gestattet ist". Jeder Kunde sei für das, was über seinen Internet-Zugang passiert, rechtlich verantwortlich.
Haftung auch für geteilte Nutzung
Auch die Telekom Austria weist darauf hin, dass der Kunde "für sämtliche Aktivitäten haftet, die er oder andere User über seinen Internet-Anschluss tätigen". Nicht zuletzt wegen "erheblicher Sicherheitsprobleme" biete Telekom Austria ein derartiges Produktmodell nicht an.
Forster gibt an, dass ihm "keine Aussage eines österreichischen Internet Service Providers bekannt ist, dass Fon nicht unterstützt wird". Der Fon-Dienst stelle auf Grund der Registrierungspflicht außerdem "keinen öffentlichen WLAN-Hotspot dar".
Fon gibt sich kooperativ
Sollte ein Internet-Anbieter darum bitten, die Vermarktung von Fon gegenüber seinen Kunden einzustellen, werde man den Kunden "einen Vorschlag machen, wie sie schnell und problemlos zu einem anderen Provider wechseln können, welcher Fon gestattet", heißt es im Weblog des Firmengründers.
Im Fall des Verdachts einer kriminellen Handlung gebe es für die Nutzer keine Probleme, weil Fon entsprechende Logfiles habe und man an einer Zusammenarbeit mit den Behörden interessiert sei, so Forster.
Laut Auskunft der Rundfunk- und Telekom-Regulierungsbehörde [RTR] besteht für Fon-Mitglieder, die ihren Breitbandinternet-Zugang mit anderen über WLAN teilen, eine Anzeigepflicht gemäß § 15 TKG 2003. "Sollte ein anzeigepflichtiger Dienst vorliegen, stellt die Unterlassung der Anzeige eine Verwaltungsübertretung dar, die mit einer Geldstrafe bedroht ist", so die RTR.
Kritik an mangelndem Support
Seit kurzem kosten die Geräte rund 40 Euro plus Versand. Als Gegenleistung wird den Nutzern das Versprechen abgenommen, den Router zu aktivieren und den Internet-Zugang mit anderen "Foneros" zu teilen oder das Gerät zurückzuschicken.
Ein großer Teil der verschickten Router sei allerdings nicht ans Netz gebracht worden, "weil die Installation sogar für erfahrene Anwender ein großes Problem darstellt", kritisierte Erwin Fortelny von der Interessengemeinschaft Wireless Community Vienna [WCV].
Probleme bei Installation
Eine Umfrage im Blog des Fon-Gründers Martin Varsavsky ergab, dass fast ein Drittel der Offline-"Foneros" den Router nicht zum Laufen brachte.
"Laut einer Studie hatten 80 Prozent der User keine Probleme. Aber natürlich gibt es da Dinge, die man wissen muss", meint Forster. Schwierigkeiten gebe es bei der Logistik, "da sind wir noch nicht so weit".
Kritik gibt es auch rund um den Support. So gebe es keinen telefonischen Support und E-Mails würden erst spät oder gar nicht bewantwortet, so WCV.
Im Weblog des Firmengründers heißt es, dass die "extremen Datenschutzgesetze in Europa" es schwer machen würden, die Kundenbetreuung auszulagern.
(APA)