US-Finanzaufsicht sperrt Spam-Papiere

09.03.2007

Mit der "Operation Spamalot" will die US-Finanzmarktaufsicht SEC gegen die berüchtigten Aktien-Spammer vorgehen. Am Donnerstag nahm sie die von Spammern beworbenen Wertpapiere von 35 Firmen aus dem Handel.

Die US-Finanzaufsicht Securities and Exchange Commission [SEC] nahm 35 Wertpapiere aus dem Handel, die häufig im Rahmen von Spam-Kampagnen beworben wurden. Die Handelssperre gilt zunächst für zehn Geschäftstage.

Ärger mit "Penny Stocks"

Die Aktion fand im Rahmen einer SEC-Kampagne mit dem Codenamen "Operation Spamalot" statt, mit der die Behörde Anleger vor Betrügern schützen will, die mit unverlangten E-Mails die Aktien meist obskurer Firmen bewerben und unbedarfte Anleger dazu verleiten, ihr Geld in diese meist äußerst niedrig bewerteten Papiere [Penny Stocks] zu investieren. Geht der Kurs dann dank der frischen Geldspritze in die Höhe, macht der Spammer Kasse. Die Investoren, die auf den Spam hereingefallen sind, bleiben auf wertlosen Papieren sitzen.

"Wenn der Spam unsere Mailprogramme verstopft, dann ist das nur ärgerlich", sagte SEC-Chef Christopher Cox. "Wenn er aber dazu verwendet wird, Investoren zu betrügen, ist er illegal und destruktiv. Wir schicken den Spammern eine klare Botschaft: Die SEC wird Sie zur Verantwortung ziehen."

Es funktioniert

Dass die Mail-Kampagnen zumindest für die Spammer funktionieren, belegt die SEC in ihrer Aussendung mit drei Beispielen. Eines davon behandelt den Fall der Firma Apparel Manufacturing Associates Inc. [APPM], deren Wertpapier am 15. Dezember 2006 noch bei sechs US-Cent lag, bei einem Handelsvolumen von 3.500 Stück.

Am Wochenende darauf versendete ein Spammer eine Massennachricht mit der selbstverständlich erfundenen Nachricht, dass bald "wichtige Informationen" über besagte Firma veröffentlicht werden würden. Er forderte die Empfänger seiner Mail auf, sofort in das Papier zu investieren, das Kursziel liege bei einem Dollar.

Am Montag, 18. Dezember, wuchs das Handelsvolumen der Aktie auf 484.568 Stück, der Kurs stieg auf 19 Cent. Am Mittwoch lag der Kurs schon bei 45 Cent. Am 27. Dezember hatten die Spammer Kasse gemacht und der Kurs war wieder auf zehn Cent gefallen, bei einem Handelsvolumen von 65.350 Stück.

Unter dem Radar

Die 35 betroffenen Papiere wurden an keiner der großen Börsen der USA gehandelt. Die Firmen platzierten ihre Papiere auf dem Marktplatz des Unternehmens Pink Sheets in New York, einer Art Börsen-Paralleluniversum für Firmen, die nicht nach den strengen US-Richtlinien für börsengehandelte Unternehmen bilanzieren wollen.

Auch Broker, die mit Pink-Sheet-Papieren handeln, müssen nicht den üblichen Sorgfaltspflichten Genüge tun. Allerdings sind auf den Pink Sheets, die bereits seit 1904 existieren, auch Anteile seriöser Unternehmen notiert. Die SEC empfiehlt Händlern und Anlegern, den Spam-Nachrichten nicht zu trauen und wenigstens genauere Informationen über ein Papier einzuholen, bevor sie ihr Geld darin investieren.

Lehrreiche Übung

Eine im Zusammenhang mit Penny-Stock-Spam lehrreiche Site wird von dem Programmierer und Betriebswirt Joshua Cyr betrieben. Auf seiner Website Spam Stock Tracker hatte er 2005 ausgerechnet, was passiert wäre, wenn er bei jedem Aktien-Spam, der in seiner Mailbox landete, jeweils 1.000 Papiere gekauft hätte.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Von den über 100 beobachteten Papieren schafften es nur vier überhaupt ins Plus, die allermeisten landeten auf dem absoluten Nullpunkt. Von den 70.987 virtuell investierten Dollars wären nur noch 9.428,40 übrig.