IFPI will lieber informieren als klagen
Ein Umsatzrückgang von acht Prozent im Jahr 2002 und mehr selbst gebrannte als verkaufte CDs - für diese nicht gerade ermutigende Bilanz des österreichischen Musikmarktes wird vor allem die zunehmende Konkurrenz durch Internet-Musiktauschbörsen wie KaZaA, Gnutella und Soul Seek verantwortlich gemacht.
Die österreichische Musikbranche will sich dieser Bedrohung nun erwehren, setzt dabei aber vorerst auf Information und Warnung der User. Falls die Informationskampagne des IFPI keinen Erfolg zeigt, seien Klagen jedoch durchaus vorstellbar:
"Das betrifft vor allem 'heavy user', also solche, die besonders viele Dateien up- und downloaden", so Franz Medwenitsch, Geschäftsführer des Verbands der Österreichischen Musikwirtschaft [IFPI].
Das sei aber kein Freibrief für alle, die nur gelegentlich Musik herunterladen. "Das ist genauso illegal wie Ladendiebstahl, und wer erwischt wird, muss eben die Konsequenzen tragen." Momentan würde dieser "geistige Diebstahl" eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bzw. eine Geldstrafe bedeuten, bei gewerbsmäßiger Nutzung könnte sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren verhängt werden.
In Österreich trat Anfang Juli ein neues Urheberrecht in Kraft, mit dem eine entsprechende EU-Richtlinie umgesetzt wurde.
Neues Urheberrecht tritt in KraftInformation vor Klagen
Das Hauptziel des IFPI sei aber vorerst lediglich die Information der User über die Illegalität ihres Handelns. "Bewusst gegen das Urheberrechtsgesetz verstoßen will schließlich sicher keiner", so Medwenitsch.
Klagen seien nicht das primäre Interesse des Musikverbandes. Von Konkurrenz zwischen legalen und illegalen Angeboten kann laut Medwenitsch keine Rede sein. "Zwischen legalen und illegalen Tauschbörsen kann es keinen Wettbewerb geben", erklärte er.
Das mangelnde Bewusstsein der Tauschbörsennutzer bezüglich der Rechtslage führt er dabei nicht zuletzt auf den Umgang der Medien mit diesem Thema zurück. "Wenn Zeitungen und Zeitschriften regelmäßig Tipps zum Downloaden und Brennen von Musikdateien geben, führt das zu einer Verharmlosung. Illegal Musik herunterladen wird ja mittlerweile als schick empfunden."
IFPIAuch Chancen
Laut Medwenitsch bietet das Internet aber gerade in der Musikbranche auch großartige Möglichkeiten: "Gratis-Files im Internet können natürlich der Promotion dienen - allerdings nur, wenn der Künstler sie vorher dazu freigegeben hat."
Deshalb setze man bewusst auf die Entwicklung legaler Online-Musikplattformen.
Die gehe zwar langsam voran, da die Rechte aller Beteiligten geklärt sein müssen, bevor ein Musikfile zur Verfügung gestellt werde, habe dafür aber den Pluspunkt der Legalität und Sicherheit. Illegale Musikdateien brächten die Gefahr von Viren und den Zugriff anderer User auf den PC.
IFPI: Musiktauschbörsen als "Sicherheitsrisiko"