US-Medien am Rande der Krise
Neben den klassischen Medien Zeitung, TV und Radio verzeichnen auch Online-Nachrichtenportale Rückgänge bei den Nutzern.
Die US-Medienbranche ist von einer Krise bedroht: Zeitungen verlieren weiter an Auflage, die Zahl der Zuschauer der großen Fernsehanstalten sinkt, die Hörerschaft der klassischen Radiosender schrumpft. Selbst bei der Internet-Nutzung für Informationen gibt es Einbußen.
Einzige Gewinner in der Medienwelt sind derzeit Mitmach-Internet-Plattformen, Blogger sowie die Medien der ethnischen Minderheiten. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des am Montag veröffentlichten Jahresberichts der angesehenen Columbia School of Journalism an der Universität Columbia [New York] zur Lage der US-Medien.
Angesichts sinkender Einkünfte sei der seriöse, daher oft aufwendige Journalismus bedroht. Journalisten seien nicht mehr die "Schrankenwärter" der Informationsströme. Die Webwelt öffne die Kommunikation in alle Richtungen. Die Mediennutzung der Amerikaner verändere sich weiter, vor allem konkurrierten verstärkt alle möglichen Anbieter von Informationen mit den klassischen Medien.
Auflagenschwund und Nutzerrückgänge
Zeitungsauflagen, Aktienkurse der Medienhäuser und die Zahl der Zeitungsleser sind demnach im vergangenen Jahr weiter gesunken. Die Auflagen der Blätter habe 2006 um drei Prozent gegenüber dem Vorjahr abgenommen, was einer deutlichen Beschleunigung des Negativtrends entspreche.
Auch die großen Fernsehanstalten haben laut der Studie eine Million Zuschauer im Tagesschnitt verloren.
Selbst die Zahl derer, die sich im Internet von Medien informieren ließen, sei von 34 Prozent im Juni 2005 auf 27 Prozent im Juni 2006 gesunken.
Web-Einnahmen enttäuschen
Die US-Medienbranche, die in den vergangenen Jahren ihre Internet-Aktivitäten drastisch ausgeweitet hat, sei zunehmend enttäuscht über die Web-Einnahmen, heißt es.
Kostenpflichtige Medienangebote seien auf dem Markt kaum durchsetzbar, die Werbeeinkünfte blieben niedrig. Da die Nutzer im Internet kostenlose Nachrichtenangebote erwarteten, versuchten Medien nun verstärkt ihre Informationsangebote an Internet-Betreiber und Web-Portale zu verkaufen.
Dabei würden die US-Verlage derzeit trotz aller Konkurrenz Konsortien mit gemeinsamen und kostenpflichtigen Informationsangeboten erwägen.
In Österreich sollen nach Schätzungen des Schweizer Prognos-Insituts die Online-Werbeeinnahmen bis 2010 jährlich um 11,6 Prozent wachsen. Davon sollen vor allem die Marktführer profitieren.
(futurezone | APA | dpa)