Internet-Adressen auf Chinesisch
In Zukunft sollen chinesische Netznutzer Webadressen auch in chinesischen Zeichen und russische User in kyrillischer Schrift aufrufen können. Die technische Grundlage dafür ist mit dem Internationalized Domain Name Standard geschaffen und nun erstmals erfolgreich getestet worden.
Die Zahl der Internet-Nutzer im asiatischen Raum hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Dem rasanten Zuwachs plant die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers [ICANN], welche die Verwaltung von Namen und Adressen im Internet innehat, mit einer Weiterentwicklung des Internet-Adressraums entgegenkommen.
Araber, Koreaner, Chinesen und auch Russen und Inder sollen Websites in Zukunft nicht nur mittels ASCII-Buchstaben, sondern auch in ihrer eigenen Sprache aufrufen können.
Vor allem in Ländern wie China soll das den Internet-Zugang für die breite Bevölkerung vereinfachen, da viele dort nur ungenügende Kenntnisse der westlichen Schrift haben.
Grünes Licht für Nicht-ASCII-Adressen
Ein erster Test der IDNs [Internationalized Domain Names] ist nun positiv verlaufen, der Einführung steht damit rein technisch nichts mehr im Wege.
Direkte Unterstützung ohne Umwandlung
Die IDN-Tests wurden von der schwedischen Firma Autonomica AB auf mehreren Test-Rootservern durchgeführt und verschiedene Software-Szenarien überprüft.
Während Umlaut-Domains in für den Nameserver lesbare Zeichenfolgen umgewandelt werden [aus müller.at wird xn--mller-kva.at], liegt die Besonderheit der Schriftzeichen darin, dass auch die Top-Level-Domains derart angegeben werden. Der Nameserver muss somit einen komplett anderen Schriftsatz ohne vorherige Zeichen-Umwandlung direkt verstehen können.
Keinerlei Performance-Einbußen
Die Root-Server konnten jedoch problemlos damit umgehen. Die Tester kamen zu dem Schluss, dass sich keinerlei Verzögerungen bei den Antworten der Server gezeigt hat, es seien keine messbaren Auswirkungen auf die Performance des Systems feststellbar gewesen.
Die ICANN gerät zunehmend unter Druck, die IDNs einzuführen, da Länder wie China bereits eigene Technologie zur Unterstützung ihrer Schriftzeichen entwickeln.
Browser-seitig hat die Verbreitung des Internet Explorers 7 von Microsoft die Nutzung von IDNs vereinfacht. Mozilla unterstützt Umlaut-Domains ab Version 1.4, Firefox ab Version 0.8.
Umlaut-Domains in Österreich
In Österreich können seit 2004 Domains mit 34 verschiedenen Sonderzeichen wie etwa Umlauten registriert werden.
Bis letzten Herbst wurden 15.000 dieser at-Domains registriert, eine Gratisaktion im Herbst 2006 katapultierte die Verbreitung schlagartig auf 120.000 Sonderzeichen-Domains, größtenteils mit Umlauten.
"Die Umlaut-Domains spielen noch hauptsächlich als Zweit-Domain eine Rolle, da E-Mail-Adressen mit Umlauten vor dem @ noch nicht möglich sind", so Nic.at-Geschäftsführer Richard Wein zu ORF.at. "Doch die Tendenz, sich seinen genauen Namen oder den seines Produkts auch im Internet zu sichern ist eindeutig erkennbar."
(futurezone | BBC)