Legale Musik-Plattform startet im Herbst
Raubkopien und die Konsumzurückhaltung haben der deutschen Musikbranche im ersten Halbjahr das Geschäft vermiest.
Im ersten Halbjahr 2003 ist der Absatz um 16,3 Prozent auf 80,4 Mio. Stück eingebrochen. Die CD-Verkäufe ging sogar um mehr als 20 Prozent auf 55,9 Mio. Stück zurück.
"Die ungebremste Zunahme massenhafter digitaler Musikkopien ist hierfür der Hauptgrund", erläuterte Phono-Verbandschef Gerd Gebhardt zur Eröffnung der Musikmesse Popkomm in Köln.
Mit einer gemeinsamen Online-Musik-Plattform wollen die Plattenlabels nun den illegalen Musiktauschbörsen etwas entgegen setzen.
Verkauf von Musik-DVDs verdoppelt
Der Anteil nationaler Künstler wie Herbert Grönemeyer, Nena oder
Xavier Naidoo an den Album-Charts erhöhte sich den Angaben zufolge
im ersten Halbjahr auf 29,2 [Vorjahr: 23 Prozent]. Positiv
entwickelte sich auch der Absatz von Musik-DVDs, der sich auf 2,5
Mio. Stück mehr als verdoppelte. Singles verbuchten dagegen einen
Absatzrückgang von 21 Prozent.
Details vorerst nicht bekannt
Nach langwierigen Verhandlungen hat es die deutsche Musikindustrie nun geschafft, sich auf eine gemeinsame Online-Musik-Plattform zu einigen.
Ab Herbst sollen Internetnutzer über die Plattform "Phonoline" Musiktitel von nationalen und internationalen Künstlern gegen eine Gebühr aus dem Internet herunterladen können.
Ein genauer Starttermin ist nicht bekannt. Auch Preise für die Musiktitel wurden bisher nicht genannt.
Das Projekt sollte eigentlich schon längst gestartet sein, drohte aber immer wieder, zuletzt wegen Differenzen über den technischen Dienstleister, völlig zu scheitern. Nun einigten sich die Beteiligten auf T-Com, eine Tochterfirma der Deutschen Telekom.
Die Plattform wird dabei nicht auf einer eigenen Internetseite präsentiert, sondern in viele verschiedenen Homepages von Handelspartnern wie zum Beispiel RTL oder Viva integriert.
Zahlungsmöglichkeiten
In Punkto Zahlungsmöglichkeiten bietet T-Com sein Onlineverfahren
T-Pay an, das sich in vier verschiedene Zahlungsarten untergliedert.
So wird es Downloadern in Zukunft möglich sein entweder per
Telekom-Rechnung, MicroMoney, Lastschrift oder Kreditkarte ihre
Lieder zu bezahlen.
Auch MS startet europäischen Download-Service
Der US-Konzern Microsoft kam den Firmen mit dem Start eines legalen Musik-Download-Angebots in Europa allerdings zuvor.
Der US-Softwarekonzern bietet mit der britischen Technologiefirma OD2 ab sofort rund 200.000 Musiktitel für je 99 Cent an, aber nur für Nutzer der Microsoft-Software Windows Media Player.
OD2 kann ebenfalls auf ein breites Musikangebot zurückgreifen, weil sie mit allen fünf großen Musiklabeln - BMG, Sony Music, Warner Music, Universal Music und EMI - Lizenzverträge geschlossen haben.
Doch den Plattenlabels kann es im Prinzip auch egal sein, ob Musikliebhaber Songs über ihre eigene Internet-Plattform oder aus dem Angebot Dritter herunterladen - Hauptsache, sie zahlen dafür.