EU verlängert Frist für deutsche Regierung
Im Streit um das neue VDSL-Netz der Deutschen Telekom AG hat die EU-Kommission der deutschen Regierung eine neue Frist von 15 Tagen gesetzt.
Berlin habe um mehr Zeit für eine Reaktion auf die Eröffnung des Vertragsverletzungsverfahrens gebeten, sagte ein Sprecher von Medienkommissarin Viviane Reding am Mittwoch in Brüssel. Die neue Frist werde das Verfahren insgesamt aber nicht hinauszögern.
Aller Voraussicht nach werde die Kommission Deutschland im Juni vor dem Europäischen Gerichtshof [EuGH] in Luxemburg verklagen. Stein des Anstoßes ist das neue deutsche Telekommunikationsgesetz. Nach Ansicht der Brüsseler Wettbewerbshüter schützt Deutschland damit die Telekom rechtswidrig vor Konkurrenz im superschnellen VDSL-Datennetz.
"Keine Anzeichen für Einigung"
Die Argumente der Bundesregierung seien in Brüssel hinlänglich bekannt, sagte der Sprecher. "Wir sehen keine Anzeichen für eine Einigung." Die erste Frist für eine Antwort aus Berlin war am Dienstag abgelaufen. Berlin bat dem Sprecher zufolge um eine Verlängerung von zwei Monaten mit der Begründung, die Formulierung der Antwort sei schwierig.
Die EU-Kommission hatte vor gut zwei Wochen ein Eilverfahren gegen die Bundesregierung eingeleitet. Es ist das erste Vertragsverletzungsverfahren gegen Berlin seit der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft.
Regulierungsferien für die Telekom
Mit der Neufassung des Gesetzes wird das neue VDSL-Glasfasernetz der Telekom für eine gewisse Zeit von der Aufsicht durch die deutsche Bundesnetzagentur befreit. Wettbewerbern werde so der Marktzugang erschwert, argumentiert Brüssel. Zudem seien die Eigentumsanteile an Europas größtem Telekom-Konzern nach wie vor zu einem beachtlichen Teil in staatlicher Hand. Mit einem Spruch des obersten EU-Gerichts könnte die Kommission Änderungen am Gesetz erzwingen.
Nach Ansicht der deutschen Regierung schafft das Gesetz einen Ausgleich zwischen der Stärkung des Wettbewerbs und den Anliegen investitionswilliger Unternehmen. Die Telekom hatte ihre Investition von drei Mrd. Euro in das VDSL-Netz von einer Befreiung von der Regulierung abhängig gemacht. Wettbewerber wiederum haben angekündigt, wegen der "Regulierungsferien" für die Telekom ihre Investitionen im VDSL-Zukunftsmarkt zu drosseln.
Wichtig für Videodienste der Telekom
Das neue Netz soll Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 50 MBit pro Sekunde haben und damit diverse Multimedia-Angebote wie Internet-Fernsehen erlauben. Damit will die Telekom die Umsatzeinbußen im Festnetzgeschäft ausgleichen.
Im Vorfeld der Eröffnung der CeBIT 2007 hat Telekom-Chef Rene Obermann die Triple-Play-Strategie seines Unternehmens skizziert, in der Online-Videodienste eine wichtige Rolle spielen.
(dpa | futurezone)