Crowdsourcing-Journalismus mit "Wired"

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14.03.2007

Kollaboratives Projekt Assignment Zero

Das vom US-Großverlag Conde Nast herausgegebene Technikmagazin "Wired" hat am Mittwoch den Start der kollaborativen Nachrichtenwebsite Assignment Zero bekannt gegeben. "Wired" hat nicht die Oberhoheit über das Projekt, trägt aber einen Teil der Kosten.

In Assignment Zero [Auftrag Null] sollen sich "die Talente von Profis und Amateuren mischen", so Jay Rosen, der an der New York University Journalismus lehrt und 2006 die Bürgerjournalismus-Website "New Assignment", gegründet hat.

Knappe Ressourcen

Rosen schreibt, auch Journalismus könne so funktionieren wie die Wikipedia oder Open-Source-Software-Projekte. Er konnte "Wired News"-Chefredakteur Evan Hansen von seiner Idee überzeugen und schaffte es, dass Wired News und "Wired" eine Redakteursstelle zur Koordination des Projekts finanzierten. Diese Stelle hat die Journalistin Lauren Sandler inne.

"Wired" selbst stellt Jeff Howe zur Verfügung, der, nach eigenen Angaben, den Begriff "Crowdsourcing" erfunden hat, also den [kommerziellen] Zugriff auf verteilte kostenlose Arbeit. Außer diesen beiden arbeiten noch drei weitere professionelle Journalisten sowie einige Entwickler für die der Site zugrunde liegenden Software Drupal an dem Projekt mit.

Einfache Web-Werkzeuge

Die Arbeit für Assignment Zero beginnt für den Jungreporter am "Assignment Desk", wo die aktuellsten Themen aufgelistet sind, über die man schreiben kann. Dort kann der User auch neue Themen zur Recherche vorschlagen. Es gibt Aufträge, die für Gruppenrecherche geeignet sind und solche, wie Interviews, die nur an einzelne Personen vergeben werden.

Assignment Zero soll Themenkomplexe verfolgen, die in kleinere Stories heruntergebrochen werden, je nachdem wieviele Daten die freiwilligen Rechercheure zusammengetragen haben. Zu bestimmten Deadlines werden die Daten dann, wiederum von Freiwilligen, zu Artikeln montiert.

Im Bereich "Exchange" gibt es ein Forum, auf dem die registrierten Benutzer miteinander diskutieren. Auf der "Reporting Page" können die User ihre Recherchen und Texte ablegen und spezifische Kommentare dazu abgeben.

Bekannte Sponsoren

Außer "Wired" sind auch diverse US-Stiftungen, darunter die vom OpenCongress-Projekt bekannte Sunlight Foundation, sowie die Nachrichtenagentur Reuters an dem Projekt beteiligt. Reuters arbeitet bereits mit Yahoo an einem ähnlichen Crowdsourcing-Projekt namens You Witness News zusammen. Insgesamt erinnert Assignment Zero sehr an verwandte Projekte wie Newsvine oder das koreanische OhmyNews.

Laut Rosen arbeitet Assignment Zero auch mit Newsvine zusammen.

Kein Geld, aber frei

Werbung ist auf der Site bisher keine zu sehen. Die Autoren bekommen für ihre Arbeit kein Geld. Die fertigen Texte werden unter der Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 License veröffentlicht, was bedeutet, dass sie frei kopiert und adaptiert werden dürfen, solange dabei die Autoren genannt und die entstehenden neuen Texte weiterhin unter der oben genannten CC-Lizenz stehen.