RFID: EU pocht auf einheitliche Strategie
Die EU-Kommission hat am Donnerstag die Ergebnisse einer öffentlichen Konsultation zum Einsatz von RFID-Funkchips präsentiert. Medienkommissarin Viviane Reding will den Markt weder unter- noch überregulieren und sieht bei den Bürgern noch viel Aufklärungsbedarf.
Genau ein Jahr nach Einleitung einer breiten europaweiten öffentlichen Konsultation über die Funkfrequenzkennzeichnung [Radio Frequency Identification, RFID] stellte die EU-Kommission am Donnerstag ihre Vorschläge für eine europäische RFID-Strategie vor.
Brüssel plane vorerst keine Regulierungsschritte, betonte Reding auf der Computermesse CeBIT in Hannover.
Reding: "Aufklärung nötig"
Die Konsultation machte laut Reding aber deutlich, dass die Bürger zu wenig über diese Technologie wissen und noch große Bedenken haben.
"Mit ihrer RFID-Strategie möchte die Kommission deshalb zur Aufklärung beitragen, die Bürger darauf hinweisen, dass sie das Recht haben, selbst über die Verwendung ihrer persönlichen Daten zu entscheiden, und zugleich dafür sorgen, dass Europa alle Hindernisse beseitigt, die der Entfaltung des bemerkenswerten Potenzials von RFID noch entgegenstehen", so Reding.
RFID vs. Barcode
Die Technik beruht auf kleinen Mikrochips, auch Funketiketten genannt, die Funksignale aussenden, und auf Lesegeräten, die diese Signale empfangen und die Etiketten auf diese Weise identifizieren. Diese Technik eignet sich für eine breite Palette von Anwendungen und erfordert zum Auslesen weder den direkten Kontakt noch eine Sichtverbindung.
Reding setzt auf Selbstregulierung
Man setze vorerst auf Selbstregulierung durch die Industrie, 2008 könne man prüfen, ob doch noch rechtliche Schritte erforderlich seien.
"Ich finde, wir sollten den Bereich unter- statt überregulieren, damit die Branche abheben kann", sagte Reding. Sie strebe globale RFID-Standards an - "mit Europa am Steuer", weil die europäischen Unternehmen vorne in der Entwicklung dabei seien.
Die Ergebnisse der Befragung
Rund 60 Prozent der 2.190 Teilnehmer gaben bei der öffentlichen Konsultation von 2006 an, dass sie nicht genug darüber wüssten, um die Vor- und Nachteile der RFID-Technik einschätzen zu können.
Von den besser informierten Teilnehmern waren 70 Prozent der Ansicht, dass sich die Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, des Datenschutzes und der Wahrung der Privatsphäre mit Hilfe technischer Lösungen am besten ausräumen lassen.
60 Prozent unterstützten die Durchführung von Aufklärungskampagnen zur Information der Verbraucher und 55 Prozent befürworteten RFID-Vorschriften.
Das Vorgehen der EU-Kommission
Die Kommission werde nun eine RFID-Interessengruppe einberufen, weiters sollen bis Mitte des Jahres Änderungen an der Datenschutzrichtlinie für die elektronische Kommunikation vorgeschlagen werden, um die RFID-Anwendungen bei der Überarbeitung des EU-Rechtsrahmens für die Telekommunikation zu berücksichtigen.
In der Mitteilung legt die Kommission auch dar, wie sie dafür sorgen will, dass die Weiterentwicklung und Verbreitung der Funketiketten möglichst sicher, datenschutzfreundlich und effektiv erfolgt. Dazu gehören Fragen wie die Forschung und Innovation, die Verfügbarkeit von Funkfrequenzen, die Normung, Umwelt- und Gesundheitsaspekte, aber auch der Schutz digitaler Identitäten gegen Missbrauch im neu entstehenden "Internet der Dinge", in dem viele Gegenstände des Alltags ohne unser Zutun selbstständig miteinander kommunizieren werden.
2006: Eine Mrd. Chips im Einsatz
Schätzungen zufolge wird die Zahl der eingesetzten RFID-Chips bis 2016 weltweit von einer Milliarde im vergangenen Jahr um das bis zu 500fache steigen. Der Umsatz auf dem europäischen Markt dürfte in dieser Zeit von 500 Millionen auf sieben Milliarden Euro steigen.
(futurezone | dpa)