PlayStation 3 drängt auf besetzten Markt
Wenn Sonys PlayStation 3 am Freitag auf den heimischen Markt kommt, wird sie mit starker Konkurrenz durch Microsofts Xbox 360 und Nintendos Wii zu kämpfen haben. Jede der neuen Konsolen hat ihre Vorzüge und Nachteile. Nicht nur beim Preis, auch bei den Features.
Konnte Sony mit den ersten beiden Auflagen seiner Spielekonsole noch die Konkurrenz vor sich hertreiben und neue Standards in Sachen Marketing setzen, so sieht sich der strauchelnde japanische Megakonzern zum Europa-Start der PlayStation 3 am Freitag mit starken Konkurrenzprodukten von Microsoft und Nintendo konfrontiert. Zeit, einen Blick auf das aktuelle Angebot an Spielekonsolen zu werfen.
Verspätetes Schmuckstück: PlayStation 3
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Feature-Preise im Direktvergleich
Microsoft positioniert seine Xbox 360 als direkten Konkurrenten zur PS3 und behauptet, dass die Konsole deutlich günstiger sei als das Angebot von Sony.
Beim ersten Blick auf den Preiszettel stimmt das auch, beim Vergleich der Features sieht es allerdings gleich anders aus.
Starker Gegner: Microsofts Xbox 360
Sony bringt seine PS3 deutlich verspätet auf den europäischen Markt. Das ist unter anderem damit zu erklären, dass die Konsole auf hoch auflösende Bilder setzt, die nur mit den passenden, hoch auflösenden TV-Geräten darstellbar sind, die in Japan und in den USA deutlich weiter verbreitet sind als in Europa. Auch der stockende Nachschub von Lasern für das Blu-ray-Laufwerk der PS3 soll den Europa-Start entscheidend verzögert haben.
WLAN, Blu-ray, Linux und Festplatte
Die Xbox 360 mit kabellosem Controller und 20-GB-Festplatte kostet 399 Euro. Die PS3, ebenfalls mit kabellosem Controller, 60-GB-Festplatte und Steckplätzen für diverse Speicherkarten-Formate, kommt auf 599 Euro.
Für den Preis bringt die PS3 die WLAN-Funktion bereits ab Werk mit und auch ein High-Definition-Laufwerk nach Blu-ray-Standard ist integriert. Die Festplatte kann laut Sony unkompliziert gegen eine größere ausgetauscht werden.
Will man Vergleichbares auf der Xbox 360, kommen für den WLAN-Adapter nochmal 79 Euro dazu, das externe HD-DVD-Laufwerk kostet 199 Euro. Sony lässt auf seiner PS3 auch andere Betriebssysteme als das eigene zu, zum Beispiel "Yellow Dog Linux".
Die Entscheidung Microsofts, in seine Konsole kein HD-Laufwerk einzubauen, begründet der Hersteller damit, dass man den Käufern keine Technologie aufzwingen wolle.
Sony steht dagegen direkt hinter der Entwicklung der Technologie Blu-ray, der Erfolg der PS3 ist also auch für den Erfolg des potenziellen DVD-Nachfolgers und des Elektronikkonzerns selbst entscheidend.
Smart und innovativ: Nintendo Wii
==Alternative Wii?==
Netzwerkfähigkeit bringen beide Konsolen mit, genau wie Nintendos Wii, die im Rechenpower-Vergleich den High-Tech-Konsolen von Microsoft und Sony wenig entgegenzusetzen hat.
Nintendo setzt weniger auf passive Unterhaltung mit HD-Movies als vielmehr auf das neuartige Spielerlebnis mit den kabellosen Controllern, die neue Formen der Steuerung erlauben. Der Erfolg der Konsole gibt Nintendo Recht.
Da kann man auch verschmerzen, dass die Spieler bei "Wii Play" wie "Mensch ärgere dich nicht"-Figuren aussehen, die sich nach South Park verirrt haben.
Die Wii ist "nur" zum Spielen da
Nintendos Wii kostet 250 Euro und ist damit die günstigste Spielekonsole neuester Generation auf dem Markt. Dafür wartet sie mit weniger Features auf: Die Wii kann derzeit keine DVDs abspielen, auch nicht hoch auflösende Discs, und ihre Fähigkeiten in Bezug auf Auflösung und Bild sind im Vergleich deutlich begrenzt. Immerhin kann sie sich mit drahtlosen Netzwerken verbinden.
Die Anbieter der drei Konsolen setzen zur Kundenbindung auf das Online-Spielerlebnis, doch jeder auf seine Art. Mit Xbox Live ist Microsoft bereits seit seiner ersten Konsolengeneration in diesem Bereich erfolgreich unterwegs und meldete zuletzt sechs Millionen registrierte Nutzer für seine Online-Plattform, die in Zukunft auch auf den PC ausgeweitet wird.
"Gaming 3.0"
Nintendo bietet vernetzten Gamern mit den Wii Channels ebenfalls diverse Online-Angebote, etwa einen Nachrichtenkanal. Auch der Web-Browser Opera läuft auf der Konsole.
Sony hat das bisher umfassendste Online-Konzept, ist damit allerdings auch deutlich später dran. Wie bei Nintendo können auf die PS3 neben neuen auch alte PlayStation-Spiele heruntergeladen werden, dazu kommen Filme und Musik aus dem eigenen Haus.
Ein Internet-Browser ist auf der PS3 fix installiert und mit "Home" will Sony ab Herbst eine virtuelle Welt nach Art von "Second Life" auf seine Konsole bringen.
Vergleichbares kündigte Nintendo für die Wii ebenfalls an: Shigeru Miyamoto sagte bei der Entwicklermesse GDC, dass ein neuer Channel den Wii-Spielern ermöglichen soll, miteinander zu chatten und an eigenen Events teilzunehmen.
Ein Wermutstropfen für begeisterte Spieler ist die Tatsache, dass die PS3 in Europa nicht wie in Japan und den USA den alten PS2-Chip, die Emotion Engine, enthält. Dadurch ist die Abwärtskompatbiliät zu PS2-Titeln deutlich reduziert.
Hardcore-Gamer vs. Pausen-Bowler
Doch nun zum eigentlichen Zweck der Unterhaltungsmaschinen: dem Spielen. Hier ist der Vergleich wohl am schwierigsten, denn letztlich entscheidet der persönliche Geschmack des Gamers darüber, welche der Exklusivtitel für die einzelnen Konsolen er attraktiv findet und welche nicht.
Microsoft hat mit seiner Xbox bisher versucht, vor allem Hardcore-Gamer anzusprechen, was mit Spielen wie "Halo" oder "Gears of War" auch gelungen ist. "Familienfreundliche" Spiele wie "Viva Pinata" sind bisher eher rar, dafür bietet Xbox Live Arcade eine Reihe unterhaltsamer kleinerer Spiele, wie Luminees, Poker oder den Klassiker "Doom".
Nintendo wie auch Sony wollen die Zielgruppen für ihre Spielekonsolen deutlich ausweiten, mit jeweils unterschiedlichen Konzepten. Nintendo setzt ganz auf intuitive und simple Spielsteuerung mit seiner Wiimote und den passenden Spielen dazu - das hat schon beim portablen DS zum Erfolg geführt.
Einbahn für Nintendo?
Partyspiele wie "Wii Sports" mit Tennis, Bowling und Boxen oder "Wii Play" mit Billard zeigen einen Weg, den Nintendo offenbar damit einschlagen will. Die unterhaltsamen Games haben allerdings einen "Nachteil": Alleine vor dem Schirm machen sie deutlich weniger Spaß.
Auch Sony setzt auf Bewegung
Sony setzt seinen neuen Sixaxis-Controller dagegen, der bei Spielen wie "Flow" gut zur Geltung kommt. Bei "Flow" wird nicht über Knopfdruck gesteuert, sondern über die Neigung des Controllers.
Optischer Glanz nur mit Full HD
Optisch halten die ersten PS3-Spiele wie "Ridge Racer", "Motorstorm" und "Resistance - Fall of Man" durchaus mit ihren Pendants für die Xbox 360 mit. Ausgereizt sind die Fähigkeiten der Konsole mit den ersten Spielen natürlich längst noch nicht. Außerdem machen die neuen Games erst auf einem Bildschirm mit Full-HD-Auflösung so richtig Spaß.
Im ersten Test eines Vorserienmodells der PS3 konnten die Launch-Titel allerdings selbst hartgesottenen PC-Gamern ein anerkennendes Raunen ob ihrer Optik entlocken.
Das von Sony bisher als "nicht für Next Generation passende" Rumble-Feature soll übrigens doch wieder kommen - nachdem Sony sich zuletzt mit dem Patentinhaber geeinigt hat.
Pros und Kontras
Nimmt man allein die technischen Daten als Grundlage, ist es schwer, eine gültige Empfehlung für nur ein System auszusprechen - es kommt auf die eigenen Gaming-Interessen und auch auf das ästhetische Empfinden an.
Im Vergleich zur zierlichen Wii nimmt sich die PS3 arg klotzig aus. Dafür steht bei der PS3 nicht wie bei Nintendo und Microsoft das Netzteil extern, sondern ist sauber in das Gehäuse integriert.
DVD-Player oder Spielekonsole?
Die erste Generation der Xbox 360 fällt durch laute Laufwerkgeräusche auf, was etwa beim DVD-Konsum stört. Die PS3 und die Wii sind insgesamt leiser, wobei Nintendo offenbar ohnedies nicht möchte, dass man vor der Wii ruhig sitzen bleibt.
Sony will seine PS3 zudem als Media-Hub verstanden wissen, also als Zentrale für digitale Inhalte. Die User sollen online spielen und kommunizieren und sich übers Netz von Sony Filme herunterladen.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Damit die Inhalte auch auf dem Schirm gut aussehen, setzt Sony auf HDMI - ein passender und nicht gerader wohlfeiler Monitor wird dazu vorausgesetzt. Das wiederum dürfte für Sonys Geschäft mit HDTV-Bildschirmen nicht schlecht sein.
Ob Sonys Konzept und auch die Positionierung des Blu-ray-Standards als DVD-Nachfolger über die PS3 aufgehen, wird die Zukunft zeigen, ist noch schwer abzuschätzen. Nur eins ist sicher: Konkurrenz belebt das Geschäft und damit auch die Aussichten für die Gamer selbst.
(futurezone | Nadja Igler)