Galileo soll militärisch genutzt werden
Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS hat vorgeschlagen, das von der EU finanzierte Satelliten-Navigationssytem Galileo auch für militärische Zwecke zu nutzen:
"Es wäre kurzsichtig, die militärische Nutzung von Galileo auf Dauer auszuschließen", sagte EADS-Ko-Chef Rainer Hertrich der "Süddeutschen Zeitung".
Galileo ist Europas Anwort auf das US-Navigationssystem GPS, das vom US-Militär betrieben wird. Bisher ist nur eine zivile Nutzung des europäischen Navigationssystems etwa in der Verkehrssteuerung vorgesehen.
Bis 2008 will die europäische Raumfahrtagentur ESA 30 Satelliten in die Erdumlaufbahn schicken, um rund um den Globus exakte Ortsbestimmungen zu ermöglichen. Dabei soll die Präzision über dem von den USA betriebenen GPS-System liegen, das vor 30 Jahren entwickelt wurde.
Galileo geht in die EntwicklungsphaseNachholbedarf
Galileo war bisher als rein ziviles Projekt angestoßen worden: "Die Europäer haben großen Nachholbedarf", hieß es aus Branchenkreisen zum Hintergrund von Hertrichs Vorstoß für die militärische Nutzung Galileos.
Den europäischen Staaten werde zunehmend klar, "welche Fähigkeiten ihnen fehlen". Technisch gebe es keine Hindernisse, das zu zivilen Zwecken entwickelte System Galileo auch militärisch zu nutzen.
Bei der Abstimmung der Statuten von Galileo hatten besonders kleinere europäische Staaten wie die Niederlande darauf Wert gelegt, dass von einem zivilen Projekt die Rede sein solle.
Das deutsche Verteidigungsministerium wollte sich zunächst nicht zu der Frage äußern, in welchem Umfang die bisherige GPS-Nutzung etwa für Kampfjets eines Tages durch Nutzung von Galileo ergänzt oder ersetzt werden könnte.
Der EADS-Konzern will Galileo vor allem als Ergänzung von GPS vermarkten. Allerdings wurde das europäische System von US-Seite vor allem als Konkurrenz verstanden.
EADSEntwicklungsphase
Die Mitglieder der europäischen Weltraumagentur ESA haben sich im Mai nach jahrelangen Streitigkeiten auf die rechtlichen und finanziellen Grundlagen für das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo geeinigt.
Damit ist Galileo in die Entwicklungsphase eingetreten, für die 1,1 Milliarden Euro veranschlagt sind, wobei sich ESA und EU die Kosten teilen.