CD-Verkäufe im Sturzflug
Die Absatzkurve im CD-Verkauf kennt seit Jahren nur eine Richtung: nach unten. In den USA sind die Tonträger-Verkäufe seit Jahresbeginn neuerlich um 20 Prozent zurückgegangen. Downloads können das Minus nicht ausgleichen.
Seit sieben Jahren haben die Musikkonzerne mit sinkenden CD-Verkaufszahlen zu kämpfen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hat sich der Rückgang der Tonträger-Verkäufe neuerlich beschleunigt.
Das US-Marktforschungsunternehmen Nielsen Soundscan weist für die vergangenen drei Monate einen Einbruch bei CD-Verkäufen von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus, berichtet das "Wall Street Journal".
Zwar steigt die Zahl der bezahlten Downloads, die Rückgänge bei den physischen Veräufen konnten sie jedoch nicht wettmachen. CDs sind immer noch für 85 Prozent der Umsätze der Musikkonzerne verantwortlich.
Zehn Prozent Minus auf dem Gesamtmarkt
Laut Nielsen Soundscan haben digitale Downloads in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 54 Prozent auf 173,4 Millionen Songs zugelegt.
Insgesamt macht das Minus der Musikindustrie heuer zehn Prozent aus. Rechnet man Klingeltonverkäufe und Musik-Abos im Internet dazu, bleibt immer noch ein Rückgang von neun Prozent.
Weltweit haben sich Musik-Downloads im vergangenen Jahr nach Angaben des Industrieverbandes IFPI verdoppelt. Insgesamt wurden mit digitalen Downloads 2006 rund zwei Milliarden Dollar [1,54 Mrd. Euro] umgesetzt. In Österreich ist der Online-Musikmarkt 2006 um die Hälfte gewachsen. Gefragt waren vor allem Klingeltöne.
Mit 60.000 Alben zur Nummer eins
Die sinkenden CD-Verkäufe machen sich auch in den Charts bemerkbar. Für den Spitzenplatz in der US-Hitparade reichten in den vergangenen beiden Wochen rund 60.000 verkaufte Alben.
Noch wenige Jahre zuvor verkauften Nummer-eins-Alben zwischen 500.000 und 600.000 Stück.
Die Rückgänge im CD-Verkauf hinterlassen auch in den Bilanzen der Plattenfirmen ihre Spuren. So brach etwa der Gewinn der Bertelsmann-Musiksparte BMG aus dem Tonträgergeschäft im vergangenen Jahr um 37 Millionen auf 90 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Auch EMI und Warner Music mussten Rückgänge beim Gewinn hinnehmen.
Preisdruck von Supermarktketten
Neben den sinkenden CD-Verkäufen hat die US-Musikindustrie auch mit einem Preisverfall bei CDs zu kämpfen. Große Supermarktketten wie Wal-Mart und BestBuy sind mittlerweile in den USA für 65 Prozent der verkauften Tonträger verantwortlich und können den Labels die Preise nach Belieben diktieren.
Daneben graben sie dem Fachhandel das Wasser ab. Ende vergangenen Jahres musste in den USA der CD-Händler Tower Records zusperren. Auch kleinere Läden stehen zunehmend unter Druck.
Die CD gilt auch in den Chefetagen der Musikkonzerne als Auslaufmodell. Ende Oktober ließ Alan Levy, der damalige Chef des Musikkonzerns EMI, mit der Aussage aufhorchen, dass die Musik-CD in ihrer derzeitigen Form tot sei. CDs ließen sich allenfalls mit Bonusmaterial und Zusatzfeatures weiter verkaufen, sagte Levy.
Musiktausch boomt
Nicht zurückgegangen ist unterdessen der Musiktausch in Filesharing-Netzwerken.
Rund eine Milliarde Songs werden nach Angaben des P2P-Marktforschungsunternehmens Big Champagne jeden Monat aus Online-Tauschbörsen heruntergeladen.
Die Musikindustrie versucht der Popularität illegitimer Tauschbörsen mit Klagen zu begegnen.
Werbeartikel für Konzertkarten
CDs seien heute nicht mehr als Werbeartikel für Konzertkarten und T-Shirts, sagte der Musikmanager Jeff Rabhan: Geld lasse sich damit nicht mehr verdienen.
(futurezone | Wall Street Journal)