Roaming-Debatte im EU-Parlament
Das Parlament stimmt in der Frage, ob der Schutztarif automatisch gelten soll, gegen die Pläne der EU-Kommission - grundsätzlich herrscht aber Zustimmung.
Im Europaparlament zeichnet sich Zustimmung zu niedrigeren Handy-Gebühren bei Telefonaten im Ausland ab. Am Donnerstag stimmten die Ausschüsse für Binnenmarkt und Kultur aber nur im Grundsatz für die von der EU-Kommission vorgeschlagene, drastische Absenkung der so genannten Roaming-Gebühren. Diese entstehen den Kunden bei eigenen oder angenommenen Anrufen im Ausland.
Brüssel will die Mobilfunkanbieter mittels einer Preisobergrenze zwingen, die Gebühren um bis zu 70 Prozent zu verringern. Für ihre Pläne braucht die EU-Kommission grünes Licht der 27 EU-Länder sowie des Europaparlaments. Das Parlament soll im Mai endgültig entscheiden, die Mitgliedsstaaten im Juni.
Parlament für "Opt-out" bei Schutztarif
Bei der Frage, ob der Schutztarif automatisch für alle Kunden gelten ["Opt-out"-Variante] oder bewusst gewählt werden müsste ["Opt-in"], stimmte eine Mehrheit der Abgeordneten allerdings gegen die Kommissionspläne.
EU-Medienkommissarin Viviane Reding, die eine automatische Geltung vorgeschlagen hatte, zeigte sich enttäuscht: "Wenn sich die Kunden bewusst für den günstigeren Schutztarif entscheiden müssen, werden sich die Anbieter auf die Passivität vieler Verbraucher verlassen können", sagte sie.
Der österreichische EU-Parlamentarier Paul Rübig [ÖVP] hat den Positionsentwurf zur EU-Roaming-Verordnung ausgearbeitet. Im Interview mit ORF.at erklärt er seinen Bericht und zeigt sich optimistisch, dass dieser noch vor dem Sommer in erster Lesung abgesegnet wird.
Pläne "verwässert"
Die Pläne seien "verwässert worden", kritisierte der Direktor des Dachverbandes der EU-Verbraucherorganisationen [BEUC], Jim Murray. Er hoffe, dass das Parlament sich auf seiner Plenarsitzung im Mai der Kommission anschließen werde. Der zuständige Berichterstatter im Parlament, der Sozialist Joseph Muscat sprach von einer "unheiligen Allianz" der Konservativen und Liberalen.
Verabschiedung im Juni
Die zuständigen EU-Fachminister hatten auf ihrer informellen Ratstagung Mitte März ebenfalls nur im Grundsatz grünes Licht gegeben. Nach Angaben der EU-Kommission sieht sein Kompromissvorschlag zwar die "Opt-out"-Version vor, aber nur für Neukunden.
Im Juni soll der Ministerrat die Verordnung nach einer Einigung mit dem Parlament endgültig verabschieden, die dann - rechtzeitig zu den Sommerferien - sofort in Kraft treten könnte.
(dpa)