27.08.2003

VKI-KRITIK

Kopierschutz-CDs als "Kunden-Schikane"

Auf Grund immer häufigerer Beschwerden von Konsumenten hat der VKI [Verein für Konsumenteninformation] nun die Abspielbarkeit von kopiergeschützten Musik-CDs und die Preisgestaltung der Musikindustrie unter die Lupe genommen.

Von 20 aktuellen Chart-Alben im Test war jede zweite CD gesperrt, entsprechende Warnhinweise auf der Hülle sind äußerst diskret angebracht oder gar nicht vorhanden, kritisiert das Verbrauchermagazin "Konsument" in seiner September-Ausgabe.

Ein Preisvergleich zeige zudem, dass Kopierschutz-CDs in keinem Fall billiger als normale sind. Sie kosten zwischen 14 und 21 Euro.

Warnhinweise unzureichend

Schon beim CD-Kauf werde es den Konsumenten schwer gemacht, den Kopierschutz zu erkennen und möglichen Abspielproblemen somit auszuweichen. Die Warnhinweise seien uneinheitlich, missverständlich und oft gar unleserlich.

Bescheiden wird meist nur auf der Rückseite darauf hingewiesen, dass die CD in CD-ROM-Laufwerken nicht abgespielt werden kann. Eine Verpflichtung zur Kenntlichmachung exisiert derzeit nicht.

Im Internet gibt laut "Konsument" nur Amazon korrekte Hinweise auf Kopierschutz, bei Lion.cc fehlen sie generell.

Kein Interesse an konstruktiven Lösungen

Ist die CD erst einmal erworben und treten Ab- beziehungsweise Überspiel-Probleme auf, stößt man bei der Musikindustrie mit Reklamationen auf taube Ohren.

So konfrontierte zum Beispiel ein "Konsument"-Leser gleich drei Firmen mit dem Problem der Un[über]spielbarkeit seiner Grönemeyer-CD auf Mini-Disc.

Die Plattenfirma EMI [bringt die Grönemeyer-CD heraus], Sony [Hersteller des Mini-Disc-Walkman] und JVC [Hersteller des Recorders] gaben ihm keine Antwort.

Geld zurück nur unter Argwohn

Ist eine Scheibe selbst in einem CD-Player unspielbar, kann der Verbraucher beim Händler zwar die Gewährleistung einfordern, doch auch das geschieht oft nur nach Diskussionen.

"Offiziell ist der Umtausch oder die Geldrückerstattung kein Problem, in der Realität werden sie aber mit einigem Argwohn abgewickelt", weiß Paul Srna, Technik-Experte beim VKI.

Häufig werde unterstellt, der Kunde hätte davon schon eine Kopie angefertigt.

VKI fordert Rücknahme des Kopierschutzes

Mit dem von den Musik- und Filmverbänden begrüßten Kopierschutz-Umgehungsverbot im Urheberrechtsgesetz laufen genau diese Gefahr, die CDs kaufenden Konsumenten zu verärgern.

Denn will man wirklich aus unlauteren Gründen eine CD kopieren, hindert einen auch der Kopierschutz nicht effektiv genug.

Die durch die Sperre verursachten Schwierigkeiten treffen also fast ausschließlich die ehrlichen Käufer.

Der VKI fordert daher die Zurücknahme des Kopierschutzes. Das Mindeste sei aber eine eindeutige Kennzeichnung von Kopierschutz-CDs und eine entsprechend kulante Vorgangsweise bei etwaigen Abspielproblemen.