Roaming-Regelung bringt mehr Umsatz
Die von der EU vorgeschlagene Roaming-Verordnung zur Senkung von Handygebühren im Ausland soll im Juli in Kraft treten. Während die Mobilfunker Umsatzeinbußen fürchten, erläutert die Kommission nun in einer Studie, dass viele Europäer mehr Services nutzen würden, wenn die Gebühren gesenkt werden.
Brüssel will die Mobilfunkanbieter mittels einer Preisobergrenze zwingen, die Gebühren um bis zu 70 Prozent zu verringern. Für ihre Pläne braucht die EU-Kommission grünes Licht der 27 EU-Länder sowie des Europaparlaments. Das EU-Parlament soll im Mai endgültig entscheiden, die zuständigen Minister der Mitgliedsstaaten im Juni.
Mobilfunker warnen vor Tariferhöhungen
Die Mobilfunkbetreiber sind naturgemäß wenig erfreut über die Verordnung und warnen seit längerem, dass sinkende Roaming-Einnahmen auch das derzeitige Niveau der Inlandstarife gefährden.
Dieser Argumentation stellt die EU-Kommission nun eine Studie entgegen, wonach die Nachfrage nach Mobilfunkdiensten im Ausland nach einer Preisregelung durch die neue Roaming-Verordnung steigen wird.
Mehr Nutzung durch niedrigere Tarife
"Fast sechs von zehn Europäern wären bereit, ihr Mobiltelefon im Ausland häufiger zu benutzen, wenn die Preise dafür günstiger wären. Das ist vor allem ein positives Ergebnis für Anbieter in touristischen Mitgliedsstaaten, die davon profitieren werden", erklärte der Berichterstatter des Europäischen Parlaments zur Roaming-Verordnung, Paul Rübig, in Brüssel.
Die Studie wurde im September und Oktober 2006 von TNS Opinion & Social unter 24.565 Personen in den damals 25 EU-Mitgliedsstaaten durchgeführt.
60 Prozent würden mehr telefonieren
Die Befragung der Kommission [Eurobarometer Spezial 66.1] ergab, dass im Schnitt acht Prozent der EU-Bürger [Österreich: 17 Prozent] ihr Mobiltelefon ausschalten, wenn sie sich im Ausland aufhalten. Sieben Prozent [Österreich: neun Prozent] nehmen ihr Handy gar nicht erst ins Ausland mit.
EU-weit erklärten weiters 59 Prozent der Befragten [Österreich: 57 Prozent], dass sie unter der Bedingung, niedrigere Preise zu bekommen, bereit wären, ihr Mobiltelefon im Ausland häufiger zu benutzen.
"Nachfrage wird steigen"
"Wenn es uns wie geplant gelingt, gemeinsam mit dem Rat die Auslandsgesprächsgebühren für Handytelefonate um ungefähr 70 Prozent zu senken, wird die Nachfrage von Konsumentenseite deutlich ansteigen. Ein von manchen Mobilfunkbetreibern als Krisenszenario beschriebenes Rebalancing ist daher nicht zu erwarten", meinte Rübig.
Voraussetzung dafür sei aber eine entsprechende Informationskampagne zur Einführung.
Abgehende Handygespräche im Ausland sollen laut EU-Medienkommissarin Viviane Reding künftig pro Minute höchstens 50 Cent kosten. "Wir hoffen, etwas darunter zu bekommen." Das Europäische Parlament wünsche eine Höchstgrenze von 42 Cent, fügte Reding hinzu.
Opt-in oder Opt-out
Unklar ist unter anderem noch, ob die niedrigeren Tarife automatisch zur Anwendung kommen werden oder nicht.
Bei der Frage, ob der Schutztarif automatisch für alle Kunden gelten soll ["Opt-out"-Variante] oder bewusst gewählt werden müsste ["Opt-in"], stimmte zuletzt eine Mehrheit der Abgeordneten im Parlament gegen die Kommissionspläne.
Passive Konsumenten
EU-Medienkommissarin Reding, die eine automatische Geltung vorgeschlagen hatte, zeigte sich enttäuscht: "Wenn sich die Kunden bewusst für den günstigeren Schutztarif entscheiden müssen, werden sich die Anbieter auf die Passivität vieler Verbraucher verlassen können", sagte sie.
Im Juni soll der Ministerrat die Verordnung nach einer Einigung mit dem Parlament endgültig verabschieden, die dann - rechtzeitig zu den Sommerferien - sofort in Kraft treten könnte.
Wie halten Sie es mit der Handynutzung im Ausland?
Ergebnis: - 179 Im Ausland bleibt mein Handy ausgeschalten.
- 70 Außerhalb der Landesgrenzen telefoniere ich ganz normal wie zu Hause.
- 553 Auf Reisen erledige ich nur die nötigsten Telefonate.
- 87 Im Ausland lege ich mir eine lokale SIM-Karte zu.
- 194 Ich korrespondiere dann nur via SMS.