ICANN erteilt .xxx-Domain eine Absage

30.03.2007

Die Internet-Verwaltung ICANN [Internet Corporation for Assigned Names and Numbers] hat sich am Freitag bei einer Konferenz in Lissabon endgültig gegen die Einführung der Porno-Domain .xxx - also einem Rotlichtbezirk im Web - entschieden.

Die Einrichtung solcher Domains löse nicht das Problem des Schutzes "gefährdeter Mitglieder" der Internet-Gemeinde, teilte der Verwaltungsrat der gemeinnützigen Organisation in einer in Lissabon veröffentlichten Erklärung mit.

Antrag des US-Regsitrars ICM

Die Domain .xxx ist eine Sponsored Top Level Domain [sTLD]. Sie wurde von dem US-Registrar ICM bereits 2004 vorgeschlagen. Nach einer vorläufigen Zusage 2005 hatten die Organe der ICANN den Antrag im Mai 2006 zur Überarbeitung an ICM zurückgewiesen.

Unter anderem vermisste das Governmental Advisory Committee [GAC] der ICANN in seiner Stellungnahme vom März 2006 Vorschläge zur Zugangsbeschränkung für Minderjährige und Möglichkeiten, den Zugang zu illegalem und "anstößigem" Material zu blockieren. Nun wurde der Vorschlag ein weiteres Mal abgelehnt.

Kritik an der Einführung der Porno-Domain gab es nicht nur von den US-Konservativen, auch einige UNO-Mitgliedsstaaten hatten der Entscheidung vor allem deshalb eine Absage erteilt, weil die ICANN eine inhaltliche Kontrolle der Domain abgelehnt hatte.

ICANN als Content-Regulator?

Die Entscheidung des ICANN-Vorstands, die mit neun zu fünf Stimmen ausfiel [plus eine Stimmenthaltung], kommt fast sieben Jahre, nachdem ICM seine Idee zum ersten Mal vorgebracht hatte.

Unter den Vorstandsmitgliedern machten sich vor allem Bedenken breit, dass sich die ICANN durch die Zulassung einer solchen Domain zum Content-Regulator entwickeln würde.

Die Einrichtung von .xxx-Domains könne die ICANN zwingen, den Inhalt von Webseiten auf Übereinstimmung mit ihrer Adress-Endung zu prüfen, hieß es weiter. Dies widerspreche dem Auftrag der Organisation, der rein "technischer Natur" sei.

Am Freitag war noch nicht klar, ob ICM seinen Antrag noch einmal überarbeiten wird oder in Berufung geht.

Pro und kontra

Die .xxx-Befürworter argumentierten, mit Einführung der Domain gäbe es bessere Möglichkeiten, um Kinder vor derartigen Angeboten zu schützen, da Pornografie im Netz dadurch besser auffind- und damit auch filterbar gewesen wäre.

Kritiker wiesen darauf hin, dass die Umbenennung für Porno-Sites ohnehin nicht verpflichtend gewesen wäre. Viele etablierte Online-Sexanbieter hatten im Vorfeld einen Wechsel zu .xxx abgelehnt.

(futurezone | AP)