EMI lässt Kopierschutz fallen
Der britische Musikkonzern EMI will laut "Wall Street Journal" am Montag gemeinsam mit Apple-Chef Steve Jobs seinen Abschied von Digital Rights Management [DRM] im Online-Musikhandel bekannt geben.
EMI hat für Montagnachmittag eine Pressekonferenz in London angesetzt. Dabei will der Musikkonzern ankündigen, künftig große Teile seines Kataloges ohne Beschränkungen durch Kopierschutztechnologien im Online-Musikhandel zu verkaufen, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise.
Da sich auch Apple-Chef Steve Jobs als Gast bei der Pressekonferenz angekündigt hat, deutet viel darauf hin, dass EMI-Musik schon bald ohne DRM im Apple iTunes Music Store verkauft werden könnte.
Jobs hatte sich vor kurzem in einem aufsehenerregenden Statement für die Abschaffung von Kopierschutzsystemen im Online-Musikhandel ausgesprochen. "DRM-Systeme haben nie funktioniert und werden die Musikpiraterie niemals aufhalten", schrieb Jobs in einem unter dem Titel "Thoughts on Music" Anfang Februar auf der Apple-Website veröffentlichten Text.
Hohe Garantiesummen
Ob EMI-Musik ohne Kopierschutz auch in anderen Online-Musik-Shops erhältlich sein wird, ist noch unklar. Zuletzt hatte der Musikkonzern in Verhandlungen mit Online-Musikanbietern hohe Garantiesummen für den "ungeschützten" Verkauf seiner Musik verlangt. Die Gespräche wurden daraufhin abgebrochen.
Branchengerüchten zufolge könnte EMI in London auch den Verkauf von Beatles-Musik über das Netz verkünden. Die Beatles hatten sich bisher dem Online-Verkauf ihrer Musik verweigert.
Dammbruch im Online-Musikhandel
Das Vorpreschen von EMI könnte auch die anderen großen Musikkonzerne[Universal Music, Warner Music und Sony BMG] dazu bringen, über den Einsatz von Kopierschutztechnologien im Online-Musikhandel nachzudenken.
DRM gilt als Hemmschuh für die Entwicklung des Online-Musikhandels. Nach Ansicht von Marktbeobachtern könnte das Abgehen der Majors von DRM-Systemen einen Wachstumsschub im Online-Musikverkauf auslösen.
Mit DRM, wie es auch in die im iTunes Music Store von Apple angebotenen Titel eingebaut ist, versucht die Musikindustrie das Kopieren ihrer Produkte zu beschränken.Da FairPlay, das DRM-System von Apple, nur mit iPods und iTunes kompatibel ist, können Apple-Kunden gekaufte Musik nur innerhalb des Apple-Ökosystems abspielen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die geschlossenen Systeme von Microsoft und Sony.
Apple spielt sich frei
Der Verkauf von DRM-freier Musik soll aber auch Druck von Apple nehmen. Europäische Konsumentenschützer haben zuletzt angekündigt, verstärkt gegen die Kopierschutzpolitik des iTunes Music Store vorgehen zu wollen.
Der norwegische Konsumentenschutzombudsmann hatte dem Apple Online-Musik-Shop jüngst sogar mit einer Klage gedroht, sollte Apple bis Ende September sein Kopierschutzsystem "Fair Play" nicht für andere Anbieter öffnen, damit dort gekaufte Songs auch auf anderen Musik-Playern als dem iPod abgespielt werden können. Verbraucherschützer in Deutschland, Frankreich und Finnland wollen ebenfalls gegen Einschränkungen bei iTunes vorgehen.
(futurezone | Wall Street Journal)