FBI ermittelt gegen "Second Life"-Casinos
Die Casinos in der virtuellen Welt von "Second Life" sind ins Visier von FBI-Ermittlern geraten. Nun könnte den Entwicklern des Online-Spiels, Linden Lab, eine Klage wegen illegalen Glücksspiels im Internet drohen.
Die Macher des populären Online-Rollenspiels haben das FBI eingeladen, sich in den virtuellen Casinos umzusehen und zu prüfen, ob diese gegen US-Gesetze verstoßen, sagte am Dienstag Ginsu Yoon, Vizepräsident für wirtschaftliche Angelegenheiten bei Linden Lab.
Das Unternehmen wolle gerne Richtlinien für das virtuelle Glücksspiel festlegen, aber es fehlten bisher klare Vorgaben der Behörden.
Linden Lab verantwortlich?
Viele Anwälte sind der Meinung, die virtuellen Casinos verstoßen wahrscheinlich gegen das im vergangenen Jahr erlassene Glücksspielverbot im Internet oder das Gesetz gegen illegales Glücksspiel von 1970.
Dennoch bleibt unklar, inwieweit Linden Lab dafür zur Verantwortung gezogen werden kann. Das FBI und die Staatsanwaltschaft von North Carolina wollten sich zu dem Fall zunächst nicht äußern.
1.100 Euro im Monat
In "Second Life" gibt es Hunderte virtuelle Casinos. Die drei größten Spielhallen machen ihren Besitzern zufolge einen bescheidenen Gewinn von etwa 1.100 Euro pro Monat.
Unklare Regelung aus dem Jahr 1961
Die "telegrafische" Annahme von Wetten und Spieleinsätzen über die Grenzen von Bundesstaaten hinweg ist in den USA seit 1961 dezidiert verboten. Ausdrücklich im Gesetz genannt wird dabei der Sportwettenbereich, andere Bereiche wie virtuelle Casino-Spiele [Roulette, Poker etc.] sind nicht explizit im Gesetz festgelegt.
Obwohl eine eindeutige gesetzliche Regelung fehlt, hatte das US-Justizministerium aber stets betont, dass auch Internet-Wettangebote an US-Staatsbürger nicht den US-Gesetzen entsprächen.
Gesetz gegen Banktransfers
Im Oktober hatte US-Präsident George W. Bush ein Gesetz unterzeichnet, das es amerikanischen Banken und Kreditkartenfirmen verbietet, Geld an Betreiber von Online-Glücksspielen zu überweisen. Außerdem sieht es hohe Strafen gegen die Betreiber von Online-Glücksspielen vor.
WTO kritiesiert US-Verbot
Die Welthandelsorganisation [WTO] hatte zuletzt das US-Gesetz gegen Glücksspielbetreiber im Internet erneut für rechtswidrig erklärt und damit den Weg zu Wirtschaftssanktionen freigemacht.
(APA | Reuters)