"Amnestie" für Tauschbörsennutzer
Die US-Musikindustrie will Nutzern von Musik-Tauschbörsen eine "Amnestie" anbieten, um sie zur Beendigung ihrer Tauschaktivitäten zu bewegen.
Die Recording Industry Association of America [RIAA] wird wahrscheinlich Anfang nächster Woche die Pläne offiziell verkünden. Wie jetzt schon bekannt wurde, sollen dabei alle Tauschbörsennutzer, die eine Erklärung der RIAA unterschreiben, zukünftig von Klagen der Lobbygruppe verschont werden.
In der Erklärung sollen die Betroffenen dem weiteren Gebrauch von Tauschbörsen abschwören und versichern, alle heruntergeladenen Stücke von ihren Rechnern gelöscht zu haben.
Die "Amnestie" soll dabei nicht für die rund 1.600 Personen gelten, gegen welche die RIAA bereits Klagen eingebracht bzw. vorbereitet hat.
Musikindustrie bereitet erste Klagen vorBange machen
Ein Anwalt der Electronic Frontier Foundation [EFF] sieht in dem Angebot der Musikindustrie allerdings vor allem einen [weiteren] Versuch, die Öffentlichkeit zu verunsichern:
"Ich bin gespannt wie viele Nutzer auf das Angebot eingehen," sagte Fred von Lohmann. "Daran wird man ablesen können, wie viel Angst die Musikindustrie schon verbreiten konnte."
Lohmann weist zudem darauf hin, dass Tauschbörsennutzer, die sich durch das Unterschreiben der RIAA-Erklärung "outen", keineswegs vor jeglichen Klagen geschützt seien, da die RIAA nur einen Teil der Copyright-Inhaber vertrete, deren Rechte durch Tauschbörsen potenziell verletzt werden.
Bereits vor zwei Wochen kündigte die RIAA an, sich auf jene Musiktauschbörsen-Nutzer zu konzentrieren, die eine große Menge an Songs illegal heruntergeladen haben, und kleinere User zu verschonen:
Musikindustrie rudert zurückAngeblich schon Auswirkungen
Laut einer aktuellen Studie sollen die Klagen der Musikindustrie allerdings schon Auswirkungen auf das Downloadverhalten von Tauschbörsennutzern zeigen.
Die Zahl der US-Haushalte, die sich auf unerlaubte Weise Musik verschaffe, sei bis Juni auf geschätzte 10,4 Mio. von 14,5 Mio. im April gesunken, so das Marktforschungsunternehmen NPD Group.
Man könne zwar nicht kategorisch sagen, dass die Klagsandrohungen für den Rückgang gesorgt haben, der saisonale Rückgang reiche als Erklärung jedoch ebenfalls nicht aus, so ein Sprecher von NPD.
Die Zahl der unerlaubt aus dem Internet heruntergeladenen oder von CDs gebrannten Musikdateien und -kopien sei Schätzungen zufolge im Juni auf 655 Mio. von 852 Mio. im April gesunken, teilte NPD weiter mit. Das sei das Ergebnis einer Befragung von 40.000 Internet-Nutzern.
RIAA-Klagen sollen Auswirkungen zeigen