Ringen um Kontrolle über Telecom Italia

turbulent
07.04.2007

Das Werben des US-Telekom-Riesen AT&T um Telecom Italia hat mehrere italienische Banken auf den Plan gerufen, die die heimische Kontrolle über Italiens größte Telekom-Firma sichern wollen.

"Telecom Italia ist ein sehr wichtiges Unternehmen für unser Land", sagte Corrado Passera, Chef der Bank Intesa Sanpaolo, am Freitag.

In Zeitungsberichten hieß es, das Institut habe bereits mit AT&T gesprochen, die sich jüngst auch offen für italienische Partner gezeigt hatte. Die Investmentbank Mediobanca suche dagegen nach europäischen Partnern wie der Deutschen Telekom, France Telecom oder Telefonica aus Spanien.

Debatte über Protektionismus

AT&T spricht derzeit gemeinsam mit dem Mobilfunkkonzern des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim, America Movil, exklusiv über den Kauf eines Mehrheitsanteils an der Olimpia-Holding, die Telecom Italia kontrolliert.

Im Gespräch ist ein Kaufpreis von bis zu fünf Mrd. Euro. Das Interesse der beiden ausländischen Firmen hat in Italien eine Debatte über Protektionismus und die Wahrung heimischer Interessen in Schlüsselindustrien entfacht. So gab es Forderungen, das Festnetzgeschäft auf alle Fälle in Italien zu behalten.

Konkret verhandeln AT&T und America Movil mit dem Pirelli-Konzern, der 80 Prozent an Olimpia hält.

Pirelli sucht einen Partner, um die Erlöse hieraus zum Schuldenabbau zu verwenden. Die Telecom Italia ist Europas fünftgrößter Telekom-Konzern.

Präsident Rossi zurückgetreten

Mediobanca und der führende Versicherer Generali haben das Vorkaufsrecht bei den Olimpia-Anteilen. Die beiden hatten Widerstand gegen das Vorhaben Olimpias angekündigt, den Verwaltungsratschef von Telecom Italia abzusetzen.

Doch am Freitag trat Verwaltungsratschef Guido Rossi planmäßig zurück. Sein Name war auf der Vorschlagsliste für die Besetzung des Gremiums, die Olimpia vorlegte, nicht enthalten. Olimpia hat das Recht, vier Fünftel des Gremiums zu besetzen.

Als möglicher Nachfolger Rossis kommt Pasquale Pistorio in Frage, der bis 2005 rund 18 Jahre lang den Chipkonzern STMicroelectronics führte.

Regierung "besorgt"

In "La Stampa" sagte der italienische Kommunikationsminister Paolo Gentiloni, die Regierung sei sehr besorgt und beobachte die Entwicklungen genau. Für ein so wichtiges strategisches Unternehmen wie Telecom Italia sei es absolut entscheidend, ob der Markt, die Firmen und die Banken es schaffen, den Konzern in italienischer Hand zu behalten.

Der 76-jährige Rossi war in den vergangenen Tagen mit Marco Tronchetti Provera, dem Chef von Pirelli, über die Zukunft des Telekommunikationskonzerns in Konflikt geraten.

(APA | Reuters)