Flache Schirme, steile Lernkurve
Seit flache Multimedia-Displays die guten alten Röhrenfernseher verdrängen, stellt sich bei vielen Konsumenten Verwirrung ein. Vor dem Kauf gilt es nämlich zu entschlüsseln, was Begriffe wie HDMI, DVI, HDCP und Full HD eigentlich bedeuten. Ansonsten bleibt die Scheibe matt.
Zu stark unterscheiden sich die Geräte in Preis und Fähigkeiten, als dass man ohne Studium der wichtigsten Fachbegriffe beim Neukauf einfach so zugreifen könnte.
Denn bei allen Unterschieden verbindet Unterhaltungsgeräte der neuesten Generation wie Apple TV, Sonys PlayStation 3 und Microsofts jüngst angekündigte Xbox 360 Elite vor allem eines: Ohne passenden Anschluss, in diesem Fall HDMI, bleiben die Bilder verschwommen.
HDMI: Digital und unkomprimiert
Über die Schnittstelle HDMI [High Definition Multimedia Interface] werden Bild und Ton volldigital, unkomprimiert und mit einer Bandbreite von bis zu fünf Gigabit pro Sekunde [ab Version 1.3 mit bis zu 10.2 Gb/s] an Monitor und Boxen übertragen, um so mit bestmöglicher Bildqualität den Kunden zu erfreuen.
HDMI basiert auf der ebenfalls digitalen Schnittstelle DVI [Digital Visual Interface], die vor allem im PC-Bereich Anwendung findet, und ist dazu abwärtskompatibel, jedoch mit Einschränkungen.
Vor der Verbreitung von DVI wurden digitale Daten über einen Digital/Analog-Konverter in analoge Daten umgewandelt, die von den Wiedergabegeräten wieder in digitale Signale umgewandelt werden mussten. Jede Umwandlung bedeutet einen Qualitätsverlust.
Kompatibilität mit Hindernissen
Hat ein Monitor keine HDMI-Schnittstelle, kann zwar ein HDMI auf DVI-Kabel [nur DVI-D oder DVI-I]trotzdem Bilder liefern, der Ton muss allerdings extra übertragen werden - vorausgesetzt, diese Funktion wird vom jeweiligen Ausgangs- und Empfangsgerät auch unterstützt.
Auch beim Aufnehmen kann es zu Problemen kommen. Ist ein DVD-Recorder mit HDMI-Schnittstelle ausgestattet, bedeutet das nicht, dass sein Besitzer damit auch Material in hoher Auflösung aufnehmen kann. In der Regel taugt die Schnittstelle nur zum Abspielen von HD-Content.
Der Unterschied liegt in der Version
Weiters kommt es darauf an, welche HDMI-Version das jeweilige Gerät unterstützt. Die jüngste Version 1.3 bietet mit 10,2 GB/s [340 Mhz] deutlich mehr Bandbreite [Vergleich Version 1.2 mit 4,95 GB/s, 165 Mhz], womit eine bessere Farbwiedergabe und -tiefe sowie deutlich höhere Auflösungen und Bildwiederholraten möglich werden.
Ebenso unterstützt HDMI 1.3 die verlustfrei komprimierten digitalen Audioformate Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio.
Zwar ist HDMI 1.3 abwärtskompatibel, allerdings wurde auch ein neues und kleineres Steckerformat eingeführt.
Sonys PlayStation 3 [PS3] kommt mit HDMI 1.3 und einem optischen Digitalausgang. Als Alternative wird wie bei der PS2 analog über AV Multi Out übertragen.
Die Krux mit dem Kopierschutz
Sollen am neuen Monitor oder Fernseher auch HD-DVD oder Blu-ray-Player eingesetzt werden, sollten seine Eingänge mit dem Kopierschutz HDCP [High-bandwidth Digital Content Protection] ausgestattet sein. HDCP verschlüsselt die zu übertragenden Signale, damit diese nicht in voller digitaler Pracht ausgelesen und aufgezeichnet werden können.
Unterstützt der Schirm bzw. ein womöglich dazwischengeschaltetes Gerät HDCP nicht, bleibt der Monitor entweder schwarz oder die Wiedergabe wird eingeschränkt, etwa in der Auflösung.
Die Inhalte machen das Bild
Allerdings kommt es auf die Inhalte an, ob es zu einem tatsächlichen Bild- bzw. Signalausfall kommt: Ein HDCP-fähiger HDTV-Sat-Receiver aktiviert HDCP nur dann, wenn der eingestellte Sender das gerade verlangt ["Broadcast Flag"]. Das Gleiche gilt für Filme bzw. Spiele auf physischen Medien.
Solange der Content selbst allerdings nicht hochauflösend ist, liefern auch die digitalen Schnittstellen HDMI oder DVI nicht zwingend bessere Bilder oder Töne als bisherige Schnittstellen. Zudem sollte bei den Kabelverbindungen ebenfalls auf Qualität geachtet werden.
HDCP war eine der Voraussetzungen, dass die digitale Übertragung mittels HDMI überhaupt von den Filmstudios unterstützt wurde.
Volle Auflösung mit HDTV
Während bei kleinformatigen Fernsehern die vergleichsweise "niedrige" Auflösung von PAL-Bildern [576 sichtbare Zeilen bei maximal 720 Linien mit 50 Hz] weniger auffällt, wird der Unterschied gerade bei großen TV-Geräten und Monitoren augenfällig.
HDTV bzw. HD-Medien liefern deutlich mehr Bildinformationen, wobei sich die Nomenklatur wie folgt zusammensetzt: Zeilenzahl, Bildaufbauverfahren [progressiv - Vollbilder - oder interlaced - Zeilensprungverfahren bzw. Halbbilder] und die Bildwiederholungsrate pro Sekunde [bis zu 30 bei progressiv, bis zu 60 bei interlaced].
Vollbilder vs. Halbbilder
720p25 bedeutet ergo 720 in 25 Vollbildern pro Sekunde dargestellte Zeilen [mit 1.280 horizontalen Bildpunkten], bei 1.080i60 werden 1.080 Zeilen [mit 1.920 Linien] in 60 Halbbildern pro Sekunde dargestellt.
Offiziell gibt es zwei HDTV-Formate: 720p und 1080i. So genannte Full-HD-Schirme stellen die Bilder mit 1.920 mal 1.080 Bildpunkten dar - die derzeit höchste HD-Auflösung, wobei theoretisch das Vollbildverfahren dem Zeilensprungverfahren vorzuziehen ist.
"HD ready" bedeutet nicht, dass der Bildschirm HD-Inhalte in voller Pracht zeigen kann: Die Geräte müssen lediglich über 720p verfügen.
1. Platzangebot: Je größer der Schirm, desto größer das Erlebnis - aber nur bei ausreichendem Abstand des Betrachters. Außer Sie wollen ohnedies um- bzw. anbauen ...
2. Inhalte: Wer nicht auf seine VHS-Sammlung verzichten oder auch mal seine Digicam an den TV-Schirm anschließen will, sollte bei einem neuen Schirm auf die passenden Anschlüsse achten. Wer bereits eine PS3 und Apple TV sein Eigen nennt und nicht ständig umstecken will, braucht zudem mindestens zwei HDMI-Eingänge - oder zumindest einmal Component-Video für Apple TV. Bedenken Sie auch den Kopierschutz HDCP.
3. Abwärtskompatibilität: Hochauflösend heißt nicht unbedingt scharfe Bilder, vor allem bei schlechtem Ausgangsmaterial. Nehmen Sie zur Sicherheit eine DVD mit und sehen Sie sie sich auf dem ausgesuchten Schirm vor dem Kauf an. Nicht alle Geräte rechnen schlechtes Ausgangsmaterial auch ansehnlich hoch.
4. Kontrast, Auflösung, Helligkeit und Reaktionszeit: Bei LC- und Plasma-Schirmen sorgt nicht nur die Auflösung, sondern auch Reaktionszeit [Wischeffekt], Kontrast und Helligkeit für ein optimales Bild.
5. Zeitfaktor: Warten Sie nicht auf die neueste Entwicklung, denn die kommt bestimmt. Aktuell steht mit SEDs wieder eine neue Generation von Flachbildschirmen vor der Tür. Der Marktstart wurde allerdings mehrmals verschoben, ursprünglich sollte die Serienfertigung 2005 anlaufen. Nun wird 2007 angepeilt.