10.09.2003

TAUSCHBÖRSEN

RIAA-Klagen als Drahtseilakt

Nachdem die RIAA, der Branchenverband der US-Musikindustrie, am Montag 261 Klagen gegen vermeintliche Tauschbörsenuser eingereicht hat, gehen in den USA die Wogen hoch.

In einigen Fällen geben Eltern an, nicht gewusst zu haben, was ihre Kinder oder deren Freunde heruntergeladen haben bzw. dass das illegal ist.

Selbst wenn sich in einem - vermutlich langwierigen - Prozess herausstellen sollte, dass das nicht der Wahrheit entspricht, so könnte der Effekt doch ein ganz gegenteiliger sein als urspünglich von der Musikindustrie angestrebt. Vor allem dann, wenn sich Angeklagte als unschuldig herausstellen und finanziellen Schaden erlitten haben.

Am Dienstag wurde die erste außergerichtliche Einigung zwischen RIAA und einem der 261 Beklagten bekannt. Eine Zwölfjährige muss 2.000 USD zahlen, die Eltern kommen für den Betrag auf.

"Es tut mir Leid, was ich getan habe", beteuerte die Jugendliche. "Ich liebe Musik und wollte den Künstlern nicht wehtun."

Wovor bereits gewarnt wurde, scheint sich nun zu bestätigen: Die Stimmung gegen die Musikindustrie steht offenbar auf der Kippe, die Klagen könnten die Gerichte und die Öffentlichkeit zudem auf Monate hinaus beschäftigen.

Fehlende Konzepte

Bereits seit einiger Zeit klagt die Musikindustrie über sinkende CD-Verkäufe, die sie vor allem der steigenden Popularität von Tauschbörsen anlastet. Doch Konzepte dagegen wurden bis dato kaum angeboten.

Der Online-Musikvertrieb steckt zu weiten Teilen noch in den Kinderschuhen, behindert von zahlreichen Auflagen der Plattenlabels, die ihre Rechte sichern wollen.

Als Apple vor vier Monaten seinen Musikstore iTunes eröffnete, überraschte der Erfolg die Branche. Seitdem wird noch fieberhafter an eigenen Angeboten gebastelt.

Viele Künstler wehren sich jedoch gegen die Online-Distribution ihrer Musik, vor allem gegen den Verkauf einzelner Songs. Sie befürchten, dass sie dadurch weniger Alben verkaufen.

Bemühungen auf lange Sicht erfolglos

In ihren Bemühungen, den sinkenden Verkäufen entgegenzuwirken, hat Universal in den USA mittlerweile auch die Verkaufspreise für CDs gesenkt.

Studien prognostizieren allerdings eine düstere Zukunft: Laut dem Marktforschungsunternehmen Forrester Research werden die Verkaufszahlen für CDs weiter fallen. 2008 sollen schließlich um 30 Prozent weniger als zu den Glanzzeiten von 1999 verkauft werden.

Gleichzeitig werden demnach jedoch die Verkäufe über das Internet kräftig steigen. 2008 soll bereits ein Drittel der Musikverkäufe online stattfinden.