Telecom Italia soll Netzbetrieb auslagern
Der italienische Telekom-Minister Claudio Gentiloni arbeitet an einem Gesetz, nach dem die Telecom Italia ihr Netz an eine "Garantiegesellschaft" abgeben müsste.
Diese soll in neue Technologien investieren, Verbrauchern günstige Preise sichern, allen Anbietern Zugang gewähren - und den bisherigen Marktführer dabei nicht benachteiligen.
Vorbild Großbritannien
Über den Plan berichtete Gentiloni EU-Medienkommissarin Viviane Reding, die sich mit den Grundlinien des Gesetzesprojekts einverstanden erklärt habe, berichtete die italienische Presse am Donnerstag.
Die Regierung von Ministerpräsident Romano Prodi nimmt sich die British Telecom als Beispiel, die das Netz in einer eigenen Gesellschaft führt.
Keine staatliche Kontrolle
Die Telecom Italia werde jedoch keinesfalls unter staatlicher Kontrolle stehen, sagte Gentiloni. "Hier geht es nicht um eine Verstaatlichung der Telecom Italia, wir wollen uns um das Netz kümmern. Die Telekom-Netze der kommenden Generationen werden sehr teuer sein, daher braucht man klare Regeln. Wir müssen dem Land die notwendigen Investitionen garantieren und wir wissen nicht, ob der neue Besitzer der Gesellschaft dazu im Stande sein wird", meinte Gentiloni.
Vertreter der Regierung Prodi forderten, dass das Festnetzgeschäft auf jeden Fall unter italienischer Kontrolle bleiben müsse. Auch Prodi ist strikt gegen eine Aufspaltung der Telecom Italia, die von At&T und America Movil übernommen werden könnte. Ein Angebot liegt bereits vor.
Regulierungsbehörde warnt
Die bevorstehenden Veränderungen bei Telecom Italia haben auch die italienische Regulierungsbehörde für Telekommunikation auf den Plan gerufen.
Deren Chef Corrado Calabro fordert, dass der Konzern die Netzinfrastruktur in eine separate Gesellschaft ausgliedert. "Sollte sich das Klima verändern, werden wir von der Regierung größere Kompetenzen fordern, um die Ausgliederung des Netzes zu erzwingen. Es muss sichergestellt sein, dass die Bedingungen für den Netzzugang anderer Anbieter transparenter werden", sagte Calabro.
Telecom Italia sucht nach dem Rücktritt von Präsident Guido Rossi nach einem neuen Chef. Als möglicher Nachfolger Rossis gilt Pasquale Pistorio, der dem scheidenden Direktorium angehört.
(APA)