Auflagen für TA-Übernahme der eTel

12.04.2007

Die Bundeswettbewerbsbehörde hat der Übernahme der eTel durch die Telekom Austria [TA] zugestimmt - unter Auflagen. So muss unter anderem ein eTel-Backbone verkauft werden. Die Kartellwächter wollten dem Vernehmen nach strengere Auflagen.

Die Auflagen der Wettbewerbsbehörden betreffen laut TA vor allem Infrastruktur der eTel Austria wie den Verkauf eines Glasfaserringes [Backbone] und die Rückgabe von WLL-Richtfunklizenzen [Wireless Local Loop], einem Vorgänger von WiMax.

Verkauf an Höchstbietenden

Die WLL-Lizenzen werden an die RTR zur Neuvergabe zurückgegeben, erklärte Unternehmenssprecher Martin Bredl gegenüber ORF.at. Auflagen, an wen der 120 km lange Glasfaserring in Wien gehen soll, gebe es keine: "Der Zuschlag wird wohl an den Meistbietenden gehen."

Die Auflagen sollen laut Bredl den Wunsch der Bundeswettbewerbsbehörde [BWB] nach Wettbewerb erfüllen: "Dem kommen wir nach." Weitere, gröbere Auflagen gebe es nicht, so Bredl.

Strengere Auflagen erwünscht

Die BWB und Kartellanwalt hätten sich aber durchaus strengere Auflagen gewünscht, erfuhr die APA aus involvierten Kreisen. BWB-Leiter Walter Barfuß wollte dies nicht kommentieren, betonte aber, das System bewirke, "dass sehr viele kundige Stellen mitwirken und bestimmen wie die Entscheidung aussieht".

In keinem anderen Fall in den vergangenen fünf Jahren sei "so viel pro und contra interveniert worden". "Leider" sei es so, dass nicht nur eine Behörde entscheide.

Für den Generalsekretär Internet Service Provider Austria [ISPA] Kurt Einzinger sind die Auflagen ein "ziemliches Desaster".

Nach Schätzungen des Verbandes Alternativer Telekom-Netzbetreiber baut die TA im heimischen Festnetz mit der Übernahme ihre schon jetzt marktbeherrschende Stellung auf rund 60 Prozent Marktanteil aus. Der Verband hatte deshalb eine Komplettuntersagung des Deals verlangt. Die Telekom Austria sah dagegen keine Behinderung der Liberalisierung des österreichischen Telekom-Marktes.

"Intensive Einbindung der RTR"

Bundeskartellanwalt Alfred Maier erklärte auf APA-Anfrage, das die Prüfung vor allem "unter intensiver Einbindung der [Telekomregulierungsbehörde] RTR erfolgt sei".

Letztendlich sei ein Paket geschnürt worden, "das allen beteiligten Behörden geeignet erschienen ist, zu verhindern, dass die marktbeherrschende Stellung der Telekom Austria noch verstärkt wird".

Maier betonte, dass die bisher von der TA kommunizierten Auflagen noch nicht alles seien. Auch auf der Kundenseite soll es Einschränkungen geben. Die TA hat bisher betont, die Auflagen für die Übernahme der eTel beträfen nicht den Markt, sondern nur die Infrastruktur, demgemäß müsse die TA keine Kunden abgeben.

Die BWB will Details zu den Auflagen spätesten am kommenden Montag auf ihrer Internetseite veröffentlichen. In bisher keinen anderen Fall hätten die beteiligten Stellen - BWB, Kartellanwalt, RTR und Kartellgericht - so intensiv verhandelt, unterstrich Barfuß. Letztendlich sei das Ergebnis das "Ende der Fahnenstange gewesen".

Einigung bremst Kartellgericht aus

Mit der Einigung kam die TA einer Entscheidung des Kartellgerichts zuvor, das bis Ende Juni über den Deal hätte entscheiden müssen.

Der Fall war im Jänner von der Bundeswettbewerbsbehörde an das Kartellgericht weitergeleitet worden. Mit dem Antrag auf ein Gerichtsverfahren folgte die BWB entsprechenden Anträgen mehrerer Konkurrenten.

Geschäfte in Mittel- und Osteuropa

Die Verkäufer sind internationale Investoren. ETel ist in Österreich sowie in Mittel- und Osteuropa tätig und erzielte 2005 einen Umsatz von rund 100 Mio. Euro. ETel bietet Sprachtelefonie im Festnetz und Mobilfunk, Internet und Datendienste an.

Das Unternehmen agiert auch als virtueller Mobilfunkanbieter in Österreich und betreibt Wholesale-Geschäfte in Mittel- und Osteuropa.

Mit prall gefüllten Kassen sieht sich die Telekom Austria weiter nach Übernahmekandidaten und Partnern im Ausland um. Bereits 41 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen außerhalb Österreichs. TA-Chef Boris Nemsic hat weiterhin die griechische OTE im Auge.

Marke eTel bleibt bestehen

Laut Rudolf Fischer, Generaldirektor-Stellvertreter der Telekom Austria Gruppe und CEO Wireline zur Akquisition, soll die Marke eTel und auch das bisherigen Management unter der Leitung von Achim Kaspar beibehalten werden.

ETel hatte in den vergangenen Jahren eine Reihe namhafter Internet-Provider wie EUnet, KPNQwest, Tiscali und Nextra aufgekauft und war damit zum drittgrößten privaten Telekom-Anbieter Österreichs aufgestiegen. Neben dem Österreich-Geschäft übernimmt die TA auch die eTel-Töchter in Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Polen.

(futurezone | APA)