Zukunft der Telecom Italia weiter offen

13.04.2007

Über eine Mehrheitsbeteiligung an der Holding Olimpia versuchen derzeit internationale Konzerne wie AT&T, Telefonica und France Telecom, die Kontrolle über die Telecom Italia zu erlangen. In Italien stößt dieser Plan auf wenig Gegenliebe - die Regierung will verhindern, dass die Kontrolle in ausländische Hände fällt.

Die Zukunft der Telecom Italia [TI] wird derzeit neu geschrieben und sorgt für einige Diskussionen. Gleich mehrere internationale Player sind an einem Mehrheitsanteil der Holdinggesellschaft Olimpia interessiert, die die Telecom Italia kontrolliert. Der Mutterkonzern Pirelli will derzeit seinen 80-prozentigen Olimpia-Anteil verkaufen.

Zu den Interessenten zählen Medienberichten zufolge neben AT&T und America Movil auch die spanische Telefonica und France Telecom.

AT&T und America Movil

AT&T und America Movil führen mit dem Pirelli-Konzern bereits exklusive Gespräche. AT&T und America Movil wollen vom Pirelli-Konzern jeweils ein Drittel der Olimpia-Gruppe übernehmen.

Beide Konzerne würden dafür rund 2,7 Milliarden Euro zahlen. Für das restliche Drittel könnte eine Kaufoption vereinbart werden.

Telefonica kooperiert mit italienischer Bank

Die spanische Telefonica prüfe unterdessen mit den italienischen Banken Intesa Sanpaolo und Mediobanca die Möglichkeit eines gemeinsamen Gebots, berichtete die Zeitung "Corriere della Sera" am Donnerstag.

Das Gebot soll wahrscheinlich erst nach dem 30. April abgegeben werden, wenn die erste Runde der Gespräche zwischen Pirelli und der amerikanisch-mexikanischen Gruppe beendet ist, hieß es weiter.

Offerte von France Telecom

Wie das Blatt "Il Sole 24 Ore" am Freitag ohne Angaben von Quellen berichtete, bereitet nun auch Frankreichs einstiger Monopolist France Telecom mit einer US-Geschäftsbank eine Offerte für Olimpia vor.

Dem Zeitungsbericht zufolge soll das France-Telecom-Angebot eine mehrheitliche Übernahme von Olimpia sowie einen industriellen Plan für Telecom Italia umfassen.

Vergangene Woche war Guido Rossi, Präsident der Telecom Italia, zurückgetreten. In letzter Zeit hatten sich interne Spannungen rund um die Strategie des Unternehmens verschärft - vor allem mit seinem Vorgänger Marco Tronchetti Provera. Rossi: "Ich wurde eliminiert."

TI in ausländischen Händen?

Die Bemühungen haben in Italien eine Diskussion über die Zukunft des Traditionsunternehmens ausgelöst. Zahlreiche Regierungspolitiker wollen verhindern, dass die Gruppe in ausländische Hände fällt.

Ministerpräsident Romano Prodi hatte die Banken des Landes zu einem Gegenangebot aufgefordert, um den ehemaligen Staatskonzern in italienischer Hand zu behalten.

Die Sorgen kreisen vor allem um das Festnetzgeschäft. Sollte die Macht nun von Anfang an mit Intesa Sanpaolo geteilt werden, könnte das der Regierung entgegenkommen.

Telecom Italia ist der größte Telefonkonzern Italiens und bietet auf dem Heimatmarkt Festnetztelefon, Mobilfunk und Breitbanddienste an. Zudem ist das Unternehmen in Brasilien, den Niederlanden, Deutschland und Frankreich tätig.

Netzauslagerung doch kein Thema

Für Verwirrung sorgten in den letzten Tagen aber auch "Sondermaßnahmen", nach denen die Telecom Italia ihr Netz an eine "Garantiegesellschaft" abgeben müsste.

Der italienische Staatssekretär Enrico Letta betonte nach einer Ministerratssitzung am Freitag in Rom aber, dass so etwas nicht geplant sei. "Die Regierung sieht keine Notwendigkeit, das Thema Telecom Italia in Angriff zu nehmen", meinte Letta.

In den vergangenen Tagen waren Gerüchte kursiert, nach denen die Regierung ein Gesetz zur Ausgliederung von Italiens Telekommunikationsnetz plane.

(futurezone | AFP | APA | Reuters)