Deutsche Telekom vor dem Sturm
Während die Verhandlungen zwischen Management und der Gewerkschaft am Montag wieder aufgenommen werden, gehen auch die Warnstreiks weiter. Am Dienstag berät die Gewerkschaft eine Ausweitung des Arbeitskampfes gegen die "Auslagerung" von 50.000 Mitarbeitern.
In der Auseinandersetzung zwischen dem Managemement der Deutschen Telekom und der Gewerkschaft ver.di stehen die Zeichen auf Eskalation.
Zwar werden die Verhandlungen heute dort wieder aufgenommen, wo sie am Donnerstag ergebnislos abgebrochen worden waren, beide Seiten hatten am Wochenende aber noch einmal klargemacht, dass die "Fronten verhärtet sind", wie die Floskel sagt.
Warnstreiks der 10.000
"Wir haben mit den Warnstreiks gezeigt, dass wir handlungsfähig sind", tönte Gewerkschafts-Bundesvorstand Lothar Schröder in den Ticker der Deutschen Presse Agentur.
10.000 Telekom-Mitarbeiter haben laut Schröder an den Protestaktionen in der vergangenen Woche gegen die geplante Auslagerung von 50. 000 Mitarbeitern teilgenommen.
"Große Tarifkommission"
Für Montag, also während die Verhandlungen gerade wieder aufgenommmen werden, kündigte ver.di bundesweite Warnstreik-Aktionen "in allen Servicebereichen" an.
Aus der Deutschen Telekom tönte es am Wochenende so: "Wir halten an unserem Ziel unbeirrt fest und wollen in den Verhandlungen ein tragfähiges Ergebnis erzielen." Streiks würden weder Arbeitsplätze sichern noch den Kunden helfen.
Die nächste Stufe der Eskalation ist bereits für den Tag darauf geplant.Für Dienstag hat die Gewerkschaft nämlich ihre so genannte "Große Tarifkommission" einberufen.
Mehr Arbeit, weniger Lohn
Warnstreiks oder auch umfassende Streikmaßnahmen empfehlen, in diesem Fall hat auch der ver.di-Bundesvorstand ein Wort mitzureden.
Das Management der Deutschen Telekom hat nicht weniger vor, als die Wochenarbeitszeit für 50.000 Mitarbeiter zu verlängern und deren Löhne zu kürzen. Das sind die Konsequenzen der "Auslagerung" in den Bereich "T-Service.". Erklärtes Ziel ist neben einer Kostensenkung eine Verbesserung der Servicequalität, Stichtag ist der 1. Juli.
Künftige Dividenden
Von weniger Lohn halten Gerkschafter naturgemäß nicht viel: "Wenn das Unternehmen den Anlegern eine unverändert hohe Dividende zahlt, dann brauchen die Arbeitnehmer nicht zurückzustecken", so die Gewerkschaft.
Wie weit es mit den künftigen Dividenden her sein wird, ist freilich äußerst fraglich. Niemand könne sich davor verschließen, dass die Telekom in Deutschland in schweres Fahrwasser kommt", sagte Martin Gutberlet, von Gartner.
Gestrichene Arbeitsplätze
Das klassische Telefongeschäft breche zusammen - bis 2010 würden die Umsätze um bis zu 50 Prozent sinken, so der Marktforscher.Angesichts der Lage sei T-Service bereits ein Kompromiss, sagte Gutberlet. "Rein betriebswirtschaftlich gesehen müssten Arbeitsplätze gestrichen werden."
Die Deutsche Telekom hatte im Geschäftsjahr 2006 schwere Gewinneinbußen hinnehmen müssen, zwei Millionen Telefonkunden gingen verloren. Die Tiefe diese Einbruchs ist ein Resultat des protektionistischen Kurses der Regierungen Schröder wie Merkel.
Der Wettbewerb bei Ortsgesprächen im Festnetz wurde in Deutschland mit jahrelanger Verspätung erst erlaubt, als bereits die Ära der Internet-Telefonie angebrochen war.
Fall der Profitrate
Der neue Chef Rene Obermann will das Unternehmen nun mit einer neuen Billigmarke, mehr Service und der Auslagerung von rund 50.000 Mitarbeitern wieder rentabler machen.
Der bereinigte Nettogewinn des Unternehmens sank 2006 im Vergleich zum Vorjahr um 17,5 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz im Inland sank um 5,0 Prozent auf 32,5 Milliarden Euro.
(futurezone | DPA)