WiMax, UMTS, "wunderbare Koexistenz"
Intel Deutschland propagiert die Funktechnologie WiMax als ideale Ergänzung zum Mobilfunkstandard UMTS. Die Swisscom startet gerade den Testbetrieb, um die "letzte mobile Meile" mit WiMax zu überbrücken. In Österreich verfügt die mobilkom austria zwar über eine WiMax-Lizenz, hält aber nicht viel davon.
Die Swisscom-Tochter Swisscom Mobile startet als führendes Mobilfunkunternehmen in der Schweiz gerade den ersten Feldversuch mit WiMax.
Etwa zwei Prozent der Bevölkerung, die bisher weder über DSL noch über Kabel-TV-Netze erreichbar sind, sollen via WiMax mit breitbandigem Internet-Zugang versorgt werden.
Der österreichische Marktführer mobilkom austria, Inhaber einer fast flächendeckenden WiMax-Lizenz für Österreich, hat hingegen keine einschlägigen Pläne.
"Sehr schmale Nische"
Für einen Dienst wie WiMax sei es angesichts des existierenden mobilen Quasi-Standards UMTS halt "eine sehr schwierige Situation", sagt Ulrich Rokita, Netzwerkchef der mobilkom austria. "Angesichts dessen sehen wir für WiMax bestenfalls eine Nische, die einfach sehr schmal ist", auch wenn dieser Dienst "enorm gepusht" werde.
Intels WiMax-Milliarde
Damit ist niemand anderer als Chip-Gigant Intel gemeint, der über seine Venture-Tochter Intel Capital große Summen in WiMax investiert.
Allein 2006 wurde fast eine Milliarde Dollar lockergemacht, um WiMax-Upstarts auf die Sprünge zu helfen. Zwei der drei Firmen, die in Deutschland Lizenzpakete erworben haben, nämlich Clearwire Europe und die Deutsche Breitbanddienste GmbH [DBD] werden so indirekt von Intel kontrolliert.
Die UMTS-Ergänzung
"Wir sehen WiMax als ergänzende Lösung zu UMTS", sagte Mike H. Cato, Unternehmenssprecher von Intel Deutschland. "Ich habe selber ein UMTS-Handy. Mit WiMax wäre eine "wunderbare Koexistenz" der Dienste möglich, vor allem was die "letzte Meile" betreffe, die mit UMTS nicht versorgt werden könne.
Ansonsten sei man mit WiMax jetzt in derselben "Situation wie mit WLAN vor vier Jahren, da waren die Provider ebenfalls skeptisch", so der Intel-Sprecher weiter.
Und ebenso wie WLAN werde auch WiMax fixer Bestandteil der Mobilplattform von Intel werden, wann genau Intel-Chipsätze für Notebooks auch standardmäßig WiMax-tauglich würden, sei zwar noch geheim, doch kommen werde es.
Auf dem Intel-Developer-Forum in Beijing wird nämlich für Mittwoch erwartet, dass David Perlmutter, General Manager der Mobility Group Intels, Details und Zeitpläne zur Integration von WiMax in die Intel-Chipsätze bekannt gibt.
WiMax als WLAN-Ersatz
Denn WiMax werde auch bestimmte Funktionen übernehmen, die bis jetzt von WLAN bedient wurden. Große Hotels seien zum Beispiel nur sehr schwierig mit WLAN zu versorgen, da es im WLAN-Bereich schlicht zu wenige Kanäle gebe.
Hier könne WiMax mit einer sehr kostengünstigen Lösung abhelfen, den eigentlichen Durchmarsch erwartet man sich bei Intel allerdings nicht in Ländern mit Infrastrukturen wie Deutschland oder Österreich, sondern in der zu entwickelnden Welt.
Eine Grundversorgung unerschlossener Gebiete mit Datendiensten und Telefonie sei mit WiMax sehr kostengünstig zu machen, so Cato abschließend.
WiMax und die VoIP-Gefahr
In Letzterem steckt der Hauptgrund, warum Mobilfunkbetreiber von der "wunderbaren Koexistenz" der Dienste wenig halten.
WiMax ist primär ein Datendienst, der auch Telefonie ermöglicht, logischerweise ist das Voice over IP [Internet-Telefonie] und die ist bei gerade bei den Mobilfunkern, die Milliarden für UMTS-Lizenzen und Ausbau der Netze ausgegeben haben, nicht sehr beliebt.
Der mörderische Wettbewerb um Telefonminutenpreise in den Festnetzen Europas, seit VoIP begonnen hat, den "klassischen" Telefoniebereich aufzurollen, hat das Seine dazu beigetragen, dass bei den Mobilfunkern allerhand unternommen wird, um ein Vordringen von VoIP in den Mobilbereich zu verhindern.
Der Haken in der Schweiz
Die Erschließung der "letzten Meile" in der Schweiz mit Breitband wiederum hat einen anderen Haken, weil das via WiMax zugelieferte Breitband kein besonders breites ist.
So soll die Testgemeinde Boltigen gerade einmal mit zwei Antennen versorgt werden, die Schweizer Regulationsbehörde hat Breitband nämlich mit mindestens 600/100 KBit/s definiert. Für professionellen Einsatz eignet sich so ein Anschluss nicht.
Lizenzen in Deutschland
Während die Frequenzen im 3,5-GHz-Band in Österreich bereits 2004 vergeben worden waren, wurden diese für WiMax zugelassenen Bänder in Deutschland erst im Dezember 2006 versteigert.
Drei neue Anbieter haben dort bundesweit WiMax-Frequenzpakete erworben, zwei dieser Firmen werden über die Venture-Tochter Intel Capital indirekt vom Chipgiganten Intel kontrolliert: Clearwire Europe und die Deutsche Breitbanddienste GmbH [DBD].
Vom 29. bis 31. Mai findet die größte einschlägige Konferenz, nämlich die Wimax World Europe in Wien statt. Gastgeber ist Motorola, Intel ist natürlich prominent vertreten, die Keynote-Sprecher kommen von Samsung, Sprint, Alcatel-Lucent, LG-Nortel und anderen Größen des mobilen Funkgeschäfts
(futurezone | Erich Moechel)