16.09.2003

MESSENGER

Chefs überwachen Büro-Chat

Neben E-Mail und Telefon werden immer öfter Instant-Messaging [IM]-Programme wie ICQ in Firmen eingesetzt.

Viele Mitarbeiter schätzen die Funktionen, nahezu ungestört "reden" zu können. Doch immer mehr Firmen setzen auf Maßnahmen zur Überwachung des Mitarbeitertreibens.

Über die Archivfunktion der IM-Programme können die Nachrichten der Mitarbeiter aufgezeichnet werden. Andere Features erlauben es festzulegen, wer mit wem kommunizieren kann. Messages an den Chef können so auf einen bestimmten Kreis von Mitarbeitern beschränkt werden.

Unternehmen hätten das Recht, die Nutzung ihre Computer und Netze zu überwachen, heißt es dazu bei AOL und Microsoft. Sie brauchten Kontrolle, um die Sicherheit ihrer Rechner garantieren und Angriffe abwehren zu können.

Schutz für Mitarbeiter

Datenschützer bemängeln fehlende Gesetze zum Schutz der Mitarbeiter. Die Forderungen von Netzwerk-Administratoren nach Kontrolle und Sicherheit müssten mit dem Datenschutz und dem Schutz der Privatsphäre der Mitarbeiter in Einklang gebracht werden.

In der Praxis entscheiden Firmen meist selbst, was geduldet wird und was nicht. "Das ist auch völlig gerechtfertigt", sagt David Weld, Chef von MessageGate.

Die Firmen müssten Bedenken hinsichtlich möglicher Angriffe von Hackern, aber auch Auflagen des Gesetzgebers berücksichtigen.

Der lockere Plauderton im Chat könne sich jedoch zu einem Minenfeld für die Mitarbeiter entwickeln, sagt Lee Tiens von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation.

Zwei Drittel chatten privat

Laut einer aktuellen britischen Umfrage von Blue Coat Systems benutzen Mitarbeiter den IM nicht nur für die geschäftliche Kommunikation, sondern auch, um den neuesten Tratsch auszutauschen.

Nebenbei wird auch geflirtet, Pornografie-, Musik- oder Videofiles verschickt und das bei eher beleidigender Wortwahl.

Zwei Drittel der 200 Befragten gaben an, den IM für persönliche Nachrichten zu verwenden. Davon tratschen 80 Prozent, 40 Prozent verschicken Musik- und Videofiles und 20 Prozent auch Pornografie.

Ein Drittel gab zudem an, schon einmal die falsche Person zu einem IM-Gespräch eingeladen zu haben.