Deutsche Telekom droht mit Teilverkauf
Im Konflikt mit der Gewerkschaft ver.di um die Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern droht die Deutsche Telekom [DT] mit dem Teilverkauf der geplanten Tochtergesellschaften.
Der Konflikt zwischen der Deutschen Telekom und Gewerkschaft ver.di über den größten Stellenumbau seit Privatisierung des Unternehmens eskaliert.
Ver.di wies in der Früh einen Telekom-Vorschlag für schlechtere Arbeitsbedingungen als unannehmbar zurück. Zu Mittag schlug der Konzern zurück und drohte, die geplanten neuen Töchter zu verkaufen, in die die Mitarbeiter ausgegliedert werden sollen.
Die DT schlug der Gewerkschaft vor, die Löhne der von der geplanten Auslagerung betroffenen Mitarbeiter in den kommenden zweieinhalb Jahren schrittweise um zwölf Prozent zu kürzen. Dafür sollten im Gegenzug "mehrere tausend" neue Arbeitsplätze geschaffen werden und der Kündigungsschutz für die Betroffenen bis 2010 verlängert werden.
DT auf Konfrontationskurs
Sollte kein Kompromiss mit ver.di gefunden werden, erwäge die Telekom notfalls auch, Teile der Gesellschaften zu verkaufen, ging der kommissarische Personalvorstand Karl-Gerhard Eick am Dienstag auf einer Pressekonferenz auf Konfrontationskurs zu der Dienstleistungsgewerkschaft.
Für die Gründung der drei T-Service-Gesellschaften habe das Management die Genehmigung des Aufsichtsrats. Der Termin stehe. "Wir bleiben beim 1. Juli, dazu brauchen wir die Unterstützung des Sozialpartners nicht", sagte Eick.
Die DT will die Mitarbeiter in eine Servicegesellschaft unter dem Dachnamen T-Service auslagern und damit die Kosten um bis zu 900 Millionen Euro senken.
Arbeitsniederlegungen gehen weiter
Am Nachmittag wollte die Gewerkschaft bei einem Treffen der Großen Tarifkommission in Göttingen das weitere Vorgehen beschließen. Unterdessen gingen die Arbeitsniederlegungen bei der Telekom auch am Dienstag weiter.
Laut ver.di legten erneut 12 000 Beschäftigte des Bonner Riesen die Arbeit nieder. In den vergangenen Tagen hätten sich insgesamt 30 000 Menschen an den Warnstreiks beteiligt. "Darin drückt sich die Wut und Empörung der Beschäftigten aus. Es geht um tiefe Einschnitte in den Gehälter", hieß es seitens der Gewerschaft.
"Wir halten uns die Möglichkeit offen, bei Ausweitung der Streikmaßnahmen auch rechtliche Schritte in Erwägung zu ziehen", kündigte Eick an. Gleichzeitig erneuerte der Personalvorstand seine Verhandlungsbereitschaft. "Wir stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung", sagte Eick.
Die DT steht auf ihrem Heimatmarkt massiv unter Druck. So verlor die Festnetzsparte T-Com im vergangenen Jahr über zwei Millionen Kunden - mit einer Erholung rechnet Vorstandschef René Obermann für dieses Jahr nicht. Er hatte daher wenige Monate nach seinem Amtsantritt im Jänner die Prognose für 2007 senken müssen.
(APA | Reuters | dpa)