Chinesischer Dissident klagt Yahoo
Ein in China inhaftierter Bürgerrechtler hat den US-Internet-Konzern Yahoo wegen der Weitergabe vertraulicher E-Mails an die chinesischen Strafverfolgungsbehörden geklagt.
Yahoo und ein chinesisches Tochterunternehmen hätten mit der Übermittlung detaillierter Informationen geholfen, ihn als Wang Xiaoning zu identifizieren, heißt es in der beim US-Bezirksgericht für Nordkalifornien eingereichten Klageschrift.
US-Menschenrechtler hatten Wang und seine Ehefrau bei der Klage unterstützt.
Zehn Jahre Haft
Wang wurde im vergangenen Jahr wegen "Anstachelung zur Zersetzung der Staatsmacht" zu zehn Jahren Haft verurteilt, nachdem er E-Mails mit Artikeln verschickt hatte, die sich für demokratische Reformen und ein Mehrparteiensystem aussprachen.
Der Klageschrift zufolge erlitt Wang Folter und andere unmenschliche Behandlung, weil er sein Recht auf freie Rede wahrnehmen und das Internet zur Kommunikation über Demokratie und Menschenrechte nutzen wollte.
Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den Internet-Konzernen Microsoft, Google und Yahoo vorgeworfen, zur Internet-Zensur in China beizutragen und damit gegen die Menschenrechte zu verstoßen. AI forderte die drei US-Unternehmen zu mehr Transparenz auf.
Yahoo verteidigt Vorgehen
Yahoo profitiere finanziell von seiner Zusammenarbeit mit den chinesischen Behörden, hieß es weiter.
Yahoo zeigte sich in einer Erklärung erschüttert darüber, dass chinesische Bürger ins Gefängnis kämen, nur weil sie ihre Meinung im Internet zum Ausdruck brächten. In China tätige Firmen seien aber unter Strafandrohung dazu gezwungen, sich an das Recht des Landes zu halten.
Anpassung an China
Google wurde in der Vergangenheit vorgeworfen, es habe in China eine zensierte Version seiner Suchmaschine eingeführt und so den Behörden dort geholfen, anders Denkende zu unterdrücken.
Der US-Software-Konzern Microsoft schaltete nach Aufforderung Pekings ein Blog ab, das sich unter anderem mit Pressefreiheit befasste.
Polizisten in Form von Zeichentrickfiguren sollen in China künftig auf größeren Internet-Portalen und in Online-Foren "patrouillieren".
(Reuters)