Berlusconi an Telecom Italia interessiert

ringen
19.04.2007

Der italienische Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi hat sein Interesse an der Telecom Italia signalisiert - ein Einstieg über sein Medienunternehmen Mediaset wäre möglich.

"Sollten wir aufgefordert werden, uns an einem italienischen Bündnis zu beteiligen, um sicher zu sein, dass ein derart wichtiges Unternehmen in italienischen Händen bleibt, würden wir zur Verfügung stehen. Wir wollen jedoch nicht die Mehrheit am Konzern übernehmen", antwortete Berlusconi auf die Frage eines Journalisten.

Lob für Prodi

Für Diskussionen sorgten auch die Worte des Präsidenten von Berlusconis Mediaset, Fedele Confalonieri. "Es ist offensichtlich, dass wir Telecom Italia mit Interesse beobachten", sagte Confalonieri.

Er lobte die Regierung Prodi, die mit Gunst einen möglichen Einstieg von Mediaset als italienisches Unternehmen bei der Telecom Italia beobachte. "In Bezug auf Mediaset ist die italienische Linke gereift", kommentierte Confalonieri.

Telefonica-Gebot dementiert

Pirelli, Hauptaktionär der Telecom Italia, dementiert indes Mediengerüchte, nach denen die spanische Gruppe Telefonica ein Angebot für Europas fünftgrößten Telekommunikationskonzern eingereicht habe.

In einer Presseaussendung teilte Pirelli am Donnerstag mit, dass keine neuen Angebote für die Telecom Italia eingereicht worden seien. Der Konzern werde alle Offerte genau überprüfen.

Olimpia, das unter Kontrolle von Pirelli und der Bekleidungsgruppe Benetton steht, kontrolliert mit einem 80-prozentigen Anteil die Telecom Italia.

US-Botschafter übt Kritik an Italien

Inzwischen setzt der US-Botschafter Ronald Spogli in Rom die italienische Regierung unter Druck. Mit dem Titel "Italien und die Auslandsinvestitionen, die nicht kommen" veröffentlichte die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Mittwoch einen Kommentar des Botschafters auf der ersten Seite, in dem Spogli dem Kabinett in Rom Protektionismus vorwirft.

Italien habe das unternehmerische Interesse eines namhaften Konzerns wie AT&T verloren, welcher die Telekommunikationsdienstleistungen verbessern, die Kosten für die Nutzer reduzieren und den Wert eines nationalen Unternehmens erhöhen hätte können.

Außenministerium weist Vorwurf zurück

Die Vorwürfe Spoglis wurden vom Außenministerium zurückgewiesen. Es sei unfair zu behaupten, dass die italienische Regierung ausländischen Investoren Steine in den Weg legen wolle. "Hauptinteresse Italiens ist es, Investitionen anzuziehen", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Pasquale Ferrara.

AT&T und America Movil führten bis Montag mit dem Pirelli-Konzern Gespräche über den Erwerb eines Mehrheitsanteils an Olimpia. Über den Kauf eines Olimpia-Mehrheitsanteils hätten die beiden ausländischen Konzerne die Kontrolle über Telecom Italia bekommen können.

Die Bemühungen hatten in Italien eine scharfe Diskussion über die Zukunft des Traditionsunternehmens ausgelöst.

(Reuters)