"Öffis" speichern Überwachungsvideos
Die Überwachungsvideos der rund 1.100 Kameras in U-Bahn-Stationen in ganz Wien werden ab sofort für 48 Stunden archiviert.
Bisher wurden lediglich Live-Bilder gesendet, die nicht archiviert wurden. Kurz nach Ostern habe man nun mit der 48-Stunden-Speicherung der Daten begonnen, berichtet die "Wiener Zeitung".
Vandalismusrückgang
Im Anlassfall wird der Datenspeicher zur Auswertung herangezogen. "Anlassfälle sind für uns einerseits Vandalismus und Sachbeschädigung. Dann kann man nachschauen, ob die Kamera Bilder liefert, die bei der Aufklärung helfen", erklärt Johann Ehrengruber, Sprecher der Wiener Linien, gegenüber ORF.at. "Dies ist im Rahmen der Fahrgarnitur-Überwachung bisher einige Male vorgekommen."
"Wir haben festgestellt, dass die Videoüberwachung präventiv wirkt. In dem Zeitraum, in dem wir sie bereits in den 18 Fahrgarnituren durchführen, waren nur wenige Zwischenfälle von Vandalismus. Das führen wir auf die Videoüberwachung zurück," so Ehrengruber.
Datenherausgabe nur mit Richter-Beschluss
"Weitere Anlassfälle wären Übergriffe auf Mitarbeiter oder Fahrgäste. Dies gab es bis jetzt aber nicht", so Ehrengruber. "Weitere Datenweitergabe, etwa an die Polizei, erfolgt nur nach einem richterlichen Beschluss."
Die Datenspeicher verfügen über eine Aufzeichnungskapazität von genau 48 Stunden, werden sie nicht ausgewertet, überschreibt sich der Inhalt mit neuen Videodaten.
Verschlüsselte Aufzeichnung
"Wir nehmen den Datenschutz sehr ernst. Das Vidematerial wird verschlüsselt gespeichert und kann nur mit bestimmten Geräten ausgelesen werden. Zugriff auf diese haben nur wenige ausgebildete Mitarbeiter," so Ehrengruber zu ORF.at.
Fahrzüge bereits seit 2005 überwacht
In den Fahrgarnituren der Wiener Linien läuft ein vergleichbarer Probebetrieb zur Videoaufzeichnung mit 48-stündiger Datenspeicherung bereits seit Herbst 2005. Mittlerweile werden 16 U-Bahnen [14 neue U-Bahnen, zwei Silberpfeile] und zwei Straßenbahnbewägen überwacht.
U1 flächendeckend im Visier
Flächendeckend überwacht werden die fünf im vergangenen September neu eröffneten Stationen der U-Bahn-Linie U1. Zukünftige U-Bahnstationen weden ebenfalls mit Videoüberwachung ausgestattet sein.
In den alten Stationen, wo die technische Ausrüstung älter ist, gibt es eine reduzierte Möglichkeit der 48-stündigen Aufzeichnung. Nur die Bilder jener Kameras, die gerade in der U-Bahn-Leitstelle auf dem Live-Monitor geschalten sind, werden aufgezeichnet. Das betrifft maximal 60 Monitore gleichzeitig in den Stationen in ganz Wien.
Aufkleber am U-Bahneingang
"Die Videospeicherung in den alten Stationen ist noch nicht scharf, da diese derzeit noch mit den Piktogrammen gekennzeichnert werden", so Ehrengruber. Bis Ende Mai sollen alle U-Bahn-Eingänge mit den Videoüberwachungs-Aufklebern versehen sein.
Probebetrieb bis Ende Juni 2009
Laut einem Bescheid der Datenschutzkommission wurde die Stationsvideoüberwachung vorerst bis 30. Juni 2009 in Form eines Probebetriebes gewährt. Dabei müssen innerhalb dieses Zeitraums allerdings Vergleichsdaten zur Entwicklung der Kriminalitäts- und Vandalismusrate vorgelegt werden.
Auch ÖBB planen Überwachungsoffensive
Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen auch sämtliche Bahnhöfe Österreichs mit Überwachungskameras ausgestattet werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 20 Millionen Euro, über den Nutzen schweigen sich die Bahnen nicht nur in Österreich aus.
(APA)