EU-Roaming: Aus für Handysubventionen?
In der Diskussion über die von der EU angestrengte Senkung der Handytarife für Auslandsgespräche - die Roaming-Gebühren - taucht immer wieder dasselbe Argument auf: eine mögliche Erhöhung der Inlandstarife. In Österreich werden aber wohl eher die Handysubventionen dran glauben müssen.
Am Montag hat nun auch die GSM Association, ein internationaler Verband von rund 700 Mobilfunkern, vor den Konsequenzen der EU-Verordnung gewarnt. "Es könnte sein, dass dadurch die laufende Senkung der Inlandstarife zum Stillstand kommt", erklärte Aoife Sexton, die sich für den Verband um regulatorische Belange kümmert.
"Die Betreiber müssen sich überlegen, wie sie diese Einbußen wettmachen, und das wird vor allem den Heimatmarkt treffen." Eine von der Industrie beauftragte Studie habe ergeben, dass die Verordnung die jährlichen Roaming-Einnahmen der Betreiber von rund fünf Milliarden Euro auf 2,4 Milliarden Euro mehr als halbieren würde.
An Tarifen wird nicht gerüttelt
Heimische Handytelefonierer müssen sich jedoch keine Sorgen machen, dass die im EU-Vergleich bereits niedrigen Tarife nun wieder in die Höhe schnellen. Die heimischen Mobilfunker wollen sich ihren Umsatzentgang an einer anderen Front wieder hereinholen: Wahrscheinlich wird dies die Handysubventionierung sein, wie ein Rundruf ergab.
Endgeräte-Förderung wackelt
"Wenn man einem Unternehmen etwas wegnimmt, muss es natürlich schauen, wo das wieder hereinkommt", erklärte One-Sprecherin Petra Jakob am Dienstag. Dabei gebe es aber neben den Tarifen andere Optionen wie etwa die Endgeräte-Förderung oder auch den Bereich der Investitionen. "Es ist nicht in unserem Sinne, die Konsumenten zu bestrafen", so Jakob weiter.
Bei Hutchison Austria ["3"] bezeichnet man die Warnung vor höheren Tarifen schlichtweg als Witz. "Wir erhöhen unsere Tarife sicher nicht, freuen uns aber natürlich über Mitbewerber, die das tun wollen", erklärte Geschäftsführer Berthold Thoma bereits vergangene Woche im Gespräch mit ORF.at.
Das Tauziehen um die Mobilfunkentgelte im Ausland geht in die letzte Runde. Die Bandbreite reicht dabei von 40 bis 60 Cent pro Minute für ausgehende und 15 bis 30 Cent für ankommende Gespräche. Bei den Vermittlungsgesprächen zwischen EU-Parlament, -Kommission und -Rat wurde am Dienstag keine Einigung erzielt.
"Anderweitig einsparen"
Auch bei T-Mobile erwartet man keine Erhöhung der Tarife. Für Österreich sei eine solche Entwicklung nicht realistisch: "Aber natürlich muss man sehen, wo man das anderweitig einspart", stellt Unternehmenssprecherin Andrea Karner klar und eine Streichung der Endgeräte-Förderung in Aussicht.
Schließlich müssten die Mobilfunker den Geschäftsentgang kompensieren. "Wir sehen aber keinen Sinn darin, dass Gespräche im Inland teurer werden als im Ausland", so Karner.
Auswirkungen auf Innovationsstandort
Auch die mobilkom austria sieht in Tariferhöhungen keine Lösung: "Wenn man mit den Tarifen hinaufgeht, verliert man seine Marktposition", so Unternehmenssprecherin Elisabeth Mattes. Auch sie rechnet mit einem Ende der Gerätestützungen.
Idealerweise würde die Roaming-Regelung laut mobilkom erst im Herbst in Kraft treten, um die Kunden ausreichend zu informieren. Der heimische Marktführer spricht sich auch für die Opt-in-Variante aus.
Auch diesen Sommer würden wieder Urlaubspackages angeboten, die günstiger als im Vorjahr ausfielen. "Wir kommen dem Kunden schon jetzt entgegegen", lautet das Versprechen. Dennoch müsse aber besprochen werden, welche Auswirkungen die Roaming-Regelung auf den Markt habe und mit welchen Konsequenzen sie verbunden sei.
"Nach der EU-Agenda i2010 soll Europa zum Innovationsstandort werden. Österreich ist im Mobilfunk sowohl bei der Infrastruktur als auch beim Diensteangebot sehr fortschrittlich und teilweise führend. Die Investments werden aber künftig dadurch beschränkt", warnte Mattes am Donnerstag.
Mehr Nutzung durch niedrigere Tarife
Der Argumentation der Mobilfunkbetreiber stellte die EU-Kommission vor kurzem eine Studie entgegen, wonach die Nachfrage nach Mobilfunkdiensten im Ausland nach einer Preisregelung durch die neue Roaming-Verordnung steigen wird.
"Fast sechs von zehn Europäern wären bereit, ihr Mobiltelefon im Ausland häufiger zu benutzen, wenn die Preise dafür günstiger wären. Das ist vor allem ein positives Ergebnis für Anbieter in touristischen Mitgliedsstaaten, die davon profitieren werden", erklärte der Berichterstatter des Europäischen Parlaments zur Roaming-Verordnung, Paul Rübig, das Ergebnis.
60 Prozent würden mehr telefonieren
Die Befragung der Kommission [Eurobarometer Spezial 66.1] ergab, dass im Schnitt acht Prozent der EU-Bürger [Österreich: 17 Prozent] ihr Mobiltelefon ausschalten, wenn sie sich im Ausland aufhalten. Sieben Prozent [Österreich: neun Prozent] nehmen ihr Handy gar nicht erst ins Ausland mit.
EU-weit erklärten weiters 59 Prozent der Befragten [Österreich: 57 Prozent], dass sie unter der Bedingung, niedrigere Preise zu bekommen, bereit wären, ihr Mobiltelefon im Ausland häufiger zu benutzen.
(futurezone | AP | Nayla Haddad)