Klaus Kleinfelds goldener Abschied

26.04.2007

Zu seinem Abgang hat Siemens-Chef Klaus Kleinfeld Ende April glänzende Zahlen vorgelegt. Er bedauere, das Unternehmen zu verlassen, so Kleinfeld, wolle aber nicht im Wege stehen. Unterdessen intensiviert die US-Börsenaufsicht ihre Ermittlungen gegen den Münchner Konzern.

Im zweiten Quartal 2006/07 [30. September] erreichten erstmals alle Geschäftsbereiche des breit aufgestellten Siemens-Konzerns die ehrgeizigen Renditevorgaben. Der Gewinn des Konzerns kletterte nach Unternehmensangaben im zweiten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um gut ein Drittel auf 1,26 Milliarden Euro.

"Wichtiger Teil meines Lebens"

"Damit sind wir in der Lage, stärker zu wachsen als die Wirtschaft, und zwar auf einem höheren Profitabilitätsniveau", sagte Vorstandsvorsitzender Kleinfeld. Mit einem neuen Renditeprogramm solle die Ertragskraft bis 2010 weiter ausgebaut werden.

Zu seiner Rücktrittserklärung sagte er: "Ich bedauere, das Unternehmen zu verlassen. Es war ein wichtiger Teil meines Lebens."

Kleinfeld stand Teile seiner Amtszeit trotz des offenbar erfolgreichen Kurses in heftiger Kritik, nicht nur wegen der Schmiergeldaffäre, sondern auch wegen des Verkaufs der defizitären Handysparte an BenQ, die schließlich auch dort dichtgemacht wurde, und des massiven Abbaus von Stellen.

Kleinfeld hatte zuvor seinen Rückzug spätestens im Herbst angekündigt. Er hatte den Machtkampf mit maßgeblichen Aufsichtsräten verloren.

"Belastend und untragbar"

Er habe den Verzicht auf eine Verlängerung seines im September auslaufenden Vertrags erklärt, weil er der Meinung sei, dass Siemens uneingeschränkt handlungsfähig bleiben müsse.

Die vom Aufsichtsrat an ihn herangetragene Bitte, die Entscheidung über die Vertragsverlängerung erneut zu verschieben, habe er in dem Zusammenhang "für belastend und untragbar" gehalten. Die öffentliche Diskussion über die zukünftige Siemens-Führung belaste nach innen wie nach außen.

Aufsichtsrat Heinrich von Pierer hatte wegen der Skandalserie bei Siemens seinen Posten zur Verfügung gestellt. Cromme wurde zu seinem Nachfolger gewählt.

Gewinn mit Automatisierung

Siemens steigerte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres seinen Gewinn um gut ein Drittel auf 1,3 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs um zehn Prozent auf 20,6 Milliarden Euro.

Alle Sparten schrieben schwarze Zahlen. So kam auch der schwächelnde IT-Dienstleister SBS auf ein Bereichsergebnis von 63 Millionen Euro nach einem Verlust von 199 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Größter Gewinnbringer war die Automatisierungssparte A&D, die das Ergebnis um 37 Prozent auf 526 Millionen Euro steigerte.

Insgesamt verbesserte sich das operative Ergebnis der Bereiche um 49 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr legte es ebenfalls um die Hälfte auf 3,6 Milliarden Euro zu.

SEC ermittelt wegen Korruption

Derzeit nimmt auch die US-Börsenaufsicht SEC Siemens im Zusammenhang mit der Schmiergeldaffäre genauer unter die Lupe. Die bisherige informelle Untersuchung sei in eine formelle umgewandelt worden, teilte Siemens mit.

Dabei gehe es um mögliche Unregelmäßigkeiten in der früheren Festnetzsparte Com. Nähere Angaben machte das Unternehmen zunächst nicht. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Siemens oder einzelne Mitarbeiter wegen Gesetzesverstößen straf- oder zivilrechtlich verfolgt würden, hieß es.

(dpa)