"Die Natur toleriert keine Monokulturen"
Die letzten Wochen haben den Softwarehersteller Microsoft in ein ungünstiges Licht gerückt.
Zahlreiche entdeckte Sicherheitslücken und einige E-Mail-Würmer wie "MSBlaster", "Sobig.F" und der aktuelle "Swen", die teilweise bereits bekannte Windows-Lücken ausnützen, haben den Konzern und seine Monopolstellung bei Betriebssystemen zuletzt in die Kritik gebracht.
Ein aktueller Bericht nimmt nun genau diese Monopolstellung ins Visier.
Demnach könnten Computerviren, E-Mail-Würmer und Angriffe auf Rechnersysteme nicht gestoppt werden, solange Microsoft-Software die Computerlandschaft dominiert.
Die Sicherheitssituation verschlechtere sich, so der Bericht, der vom Branchenverband Computer & Communications Industry Association [CCIA] veröffentlicht wird. Der CCIA gehören Mitglieder wie AOL Time Warner, Sun, Nokia, Fujitsu und Oracle an.
CCIA90 Prozent MS-Betriebssysteme
Auf über 90 Prozent der weltweiten Rechner kommt ein Betriebsystem von Microsoft zum Einsatz, so die Autoren. Damit seien die meisten Rechner und Netzwerke anfällig für die gerichteten Angriffe.
"Die Natur toleriert keine Monokulturen", sie seien zu anfällig, so Daniel E. Geer, einer der Autoren der Studie. "Wenn alles gleich aussieht, wird es umgehend bestraft."
Der Bericht fordert von den Regierungen, ihre Macht der Kaufentscheidung einzusetzen, um mehr Einblicke in den Windows-Quelltext zu erhalten.
Dadurch könnten bessere Sicherheitsvorkehrungen getroffen und die Zusammenarbeit mit anderer Software verbessert werden. Von nun an sei die Wettbewerbspolitik mit der Sicherheitspolitik eng verknüpft, so der Bericht weiter.
Angesichts der letzten Ereignisse haben sowohl Bill Gates als auch Steve Ballmer versichert, dass der Softwarehersteller vermehrt Augenmerk auf seine "Trustworthy Computing"-Initiative legen werde, die mehr Sicherheit für PCs verspricht.
Ballmer will Kampf gegen Viren verstärkenRegulative Kraft
Offenbar können sich die Autoren auch regulative Eingriffe von Seiten der Regierungen vorstellen. "Ich halte nicht an der Theorie fest, dass Technologie Politik immer schlägt", so Geer.
Üblicherweise werden derartige Eingriffe nicht gutgeheißen, sondern auf die Kraft des freien Marktes und der Technologieinnovationen vertraut. Wegen der Dominanz des Herstellers konnte sich jedoch die Konkurrenz bis dato nicht ausreichend durchsetzen.
Ein weiterer Autor des Berichts, Bruce Schneier, wirft Microsoft vor, so auf die Beibehaltung seiner Marktposition konzentriert zu sein, dass die Software hauptsächlich dahingehend konzipiert wird, um Mitbewerber rauszuhalten und nicht etwaige Angreifer.
Ein MS-Sprecher erwiderte, keine andere Firma der Welt setze mehr daran, ihren Käufern sichere Software zu liefern, als Microsoft.
Der Bericht [pdf]