16.02.2000

ÄNDERUNGEN

Bildquelle: erbro

Internet führt zur sozialen Isolierung

Eine Studie der Stanford-Universität kommt zu dem Ergebnis, dass intensives Surfen auf Kosten der sozialen Kontakte in der "echten" Welt geht.

"Je länger sich die Leute im Internet aufhalten, umso weniger Zeit verbringen sie mit echten Menschen", kommentierte der Leiter des Instituts für quantitative Gesellschaftsstudien, Norman Nie.

Für die Studie befragten die Forscher 4.113 Erwachsene in 2.689 Haushalten. Dabei stellten sie auch fest, dass bereits 55 Prozent aller Amerikaner das Internet nutzen. Die Forscher der Stanford-Universität kamen in der ersten umfassenden und für die USA repräsentativen Untersuchung zu diesem Thema zu dem Ergebnis, dass mehr als ein Drittel aller US-Bürger mehr als fünf Stunden täglich im Internet verbringt. Von den Web-Nutzern in den USA sind nur 15 Prozent weniger als eine Stunde täglich online, 49 Prozent zwischen einer und fünf Stunden, 22 Prozent zwischen fünf und zehn Stunden und immerhin 14 Prozent mehr als zehn Stunden.

Die Dauer-Surfer räumten in der Befragung ein, sie würden ihre Bekannten seltener treffen und auch weniger oft mit ihnen telefonieren.

Keine negativen Folgen verzeichneten die Forscher hingegen für die Arbeitswelt: Die am Arbeitsplatz verbrachte Zeit nahm bei den regelmäßigen Internet-Nutzern nicht ab und erhöhte sich in vielen Fällen sogar.

Norman Nie sagte eine weitere Zunahme der Vereinsamung durch intensive Internet-Nutzung voraus.

"Wir bewegen uns von einer Welt, in der jeder seinen Nachbarn kennt, seine Freunde trifft und jeden Tag mit einer Menge Menschen zu tun hat, zu einer funktionalen Welt, in der menschliche Interaktionen nur noch auf Entfernung stattfinden."

Schlussfolgerung fragwürdig

Die Forscher fanden allerdings auch heraus, dass 60 Prozent aller Internet-User weniger fernsehen und 30 Prozent weniger Zeitungen lesen.

Vor allem, wie sich die Verschiebung vom TV- zum PC-Monitor auf das soziale Verhalten auswirkt, bleibt in den Schlussfolgerungen der Studie völlig unklar. Dafür wird recht reißerisch gefolgert, dass die Nutzung des Internets bis "zur völligen Abschirmung von der realen Welt führen" könnte.